«Das Menschliche war für mich das Schönste»

Pfarrer Christhard Birkner

| Yvonne Russi

Unser reformierter Pfarrer Christhard Birkner tritt Ende November seinen wohlverdienten Ruhestand an. Zwölf Jahre prägte er mit seiner Person eindrücklich unser Dorfleben.

 

Die Frohnatur Birkner fühlte sich wohl in Glattfelden. Vom ersten Tag an, seit dem 1. Juli 2008, brachte er Glattfelden ein ganzes Stück näher zu Gott. Wichtig war ihm dabei das menschliche Miteinander, das er mit ganz viel Herzlichkeit jeden Tag vorlebte.

Eine himmlische Planung, wie er selbst sagte, brachte ihn nach Glattfelden. Er erinnert sich an seinen ersten Tag in Glattfelden, als wäre es gestern gewesen. «Ich sah in der Kirchenzeitung, dass Glattfelden einen Pfarrer suchte», erzählte er frei von der Leber weg. Nach 18 Jahren in Niederbipp war er reif für einen Wechsel und so fuhr er mit seiner Familie inkognito an einem Sonntagmorgen nach Glattfelden. Nachdem er sich in Bülach noch verfahren hatte, kam er gerade noch rechtzeitig zum Gottesdienst. «Und dann waren wir mit unserer Familie mit fünf Personen in der Mehrzahl, denn den Gottesdienst besuchten gerade nur vier weitere Personen», erinnerte er sich. Wie man es sich vorstellen kann, sang Pfarrer Birkner während des Gottesdienstes nach Herzenslust laut mit und fiel so gleich auf. Pfarrerin Dorothee Meili wollte ihn gleich nach dem Gottesdienst für den Kammerchor Zürcher Unterland akquirieren. Und Kirchenpflege-Präsident Remo Fantozzi fragte direkt: «Sind Sie Pfarrer? Wollen Sie gleich das neu renovierte Pfarrhaus anschauen?»

Autoschlosser oder Fernsehmechaniker?

Christhard Birkner ist in einem Pfarrhaus gross geworden. Sein Vater war schon Pfarrer, aber er wollte eigentlich Mathematik studieren. Da aber sein Vater in der damaligen DDR politisch in der Opposition war, ist er mit seinen zwei Schwestern aus dem Gymnasium rausgeflogen und an ein Studium war nicht mehr zu denken. Auf wundersamen Wegen, wie er das beschreibt, kam er zum Beruf des Fernsehmechanikers. In der DDR waren zu dieser Zeit Automechaniker und Fernsehmechaniker die Traumberufe der Jungs, da diese eine gute Entlöhnung versprachen. Entschieden hat er sich für den Fernsehmechaniker, denn die Autowerkstätten waren ungeheizt und er bevorzugte eine warme Werkstatt.

 

Eine einladende und persönliche Kirche zu präsentieren, war Christhard Birkner stets ein Anliegen. Menschen, die auf der Suche sind, sollten merken, dass die Kirche ein Ort ist, welche ein paar Antworten auf ihre Fragen bieten kann, und dass Menschen, die Gemeinschaft vermissen, einen Ort haben, wo sie sich wohl fühlen. Es war ihm wichtig, dass sich die Kirche entsprechend gestaltet und sich der Menschen annimmt. Dabei ging es ihm nicht nur um ein fröhliches Miteinander, sondern er wollte den Menschen helfen, Gott in ihrem Leben zu entdecken. Sein grösster Wunsch war, dass suchende Menschen den alle mit offenen Armen einladenden Jesus unseres Glattfelder Kirchenfensters ganz persönlich erleben.

 

«Das Menschliche war für mich das Schönste», antwortete er spontan auf die Frage, was ihm besonders gut an der Kirchgemeinde Glattfelden gefallen habe. Das vertrauensvolle und engagierte Miteinander mit der Kirchenpflege, den vielen Mitarbeitern und den Behörden und Institutionen im Dorf war einfach wunderschön. Er fühlte sich bei uns zuhause und genoss das Vertrauen vieler. Er genoss es, wenn er merkte, dass das Menschliche über das Ideologischen gesetzt wurde.

 

Mitgelitten habe er manchmal, wenn er Feindseligkeiten zwischen Menschen erlebte, welche er beide persönlich kannte und auch schätzte. «Warum könnt Ihr euch nicht finden?», dachte er sich. Doch es sei halt Dorfkultur, dass man nahe beieinander ist und manchmal nicht so schnell einen Kompromiss findet.

Eine Reise nach Dresden, ganz für mich

Nun freut er sich auf seinen Ruhestand. Auch mal das Telefon klingeln lassen, seine Ruhe bewahren und unbeschwert den Tag geniessen, auf das freut er sich. «Ich habe mich doch immer recht im Dienst gefühlt», meinte er rückblickend, denn er wollte Menschen, wenn sie ihn brauchten, auch immer nahe sein. «Und was ich mir auch wünsche, ist eine Dresden-Reise, mal ganz für mich allein», erwähnte er mit glänzenden Augen, «ich möchte mal drei Wochen in Dresden sein und auf den Wegen meiner Kindheit die Stadt erneut entdecken».

 

Doch eines ist so sicher, wie das Amen in der Kirche: «Herr Birkner, Sie sind unser Pfarrer und werden auch immer unser Pfarrer bleiben», wie eine Kirchgängerin passend meinte. Vielen Dank für die schönen, aber auch besinnlichen Momente, welche wir mit Ihnen erleben durften.

 

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