N für Neger

Leserbrief auf die Glattgedanken "Das N-Wort"

| Harry Nussbaumer

Christian. Wenn in Pippi Langstrumpf vom Negerkönig die Rede ist, so vermeidest Du, Deine Enkel mit dem Wort Neger zu konfrontieren. Du sprichst dann von Schwarzen. Das würde ich anders lösen, denn mit dem Nichtnennen hätte ich das Gefühl Geschichtsverfälschung zu betreiben. Eine solche Gelegenheit wäre mir Anlass, der jungen Generation zu erklären, dass in den 1940er Jahren, als die Geschichte geschrieben wurde, Neger die allgemein gebräuchliche Art war, Menschen schwarzer Hautfarbe zu benennen. Ich würde ihnen weiter erklären, dass im Laufe der Jahre die Bedeutung des Wortes sich änderte. Wenn heute jemand als Neger benannt wird, ist das in den allermeisten Fällen abwertend gemeint. Damit wäre meine Empfehlung an die Jungen, niemanden als Neger zu beschreiben. Heute ist die Bezeichnung Schwarzer oder Schwarze gebräuchlich.

 

Auch die Bezeichnung „Schwarzer“ hat eine Bedeutungsänderung erlebt. Wenn vor 70 Jahren in unserer Gegend von Schwarzen gesprochen wurde, waren katholische Pfarrer oder die katholisch konservativen Parteigänger im eher klassenkämpferischen Sinn gemeint.

 

Bleiben wir bei der geschichtlichen Wahrheit! Durch Übermalen oder Verschweigen können wir sie nicht aus der Welt schaffen. Versuchen wir zu verstehen, wie Zustände entstehen und Handlungen geschehen konnten, die wir heute als ungerecht, grausam und kriminell verurteilen. Unsere Reaktion sollte sich dann aber nicht in selbstgerechtem Verurteilungsgehabe erschöpfen. Die wichtigere Aufgabe besteht darin, ähnlich motiviertes, heutiges Unrecht zu verunmöglichen. Die bald zur Abstimmung gelangende „Konzernverantwortungsinitiative“ wird eine Gelegenheit dazu bieten.

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