Schlafen im Flug

Glattgedanken

| Christian Ulrich

Auf etwa 2000 Meter Höhe lässt es sich – auch ohne Flugzeug - fliegenderweise in warmer Luft schlafen. Dies beweisen die einjährigen Vögel. Wenn sie aus dem Süden zurückkommen, suchen sie sich mit Partner oder Partnerin einen Unterschlupf, ziehen aber noch keine Jungen auf. Finden sie keinen freien Unterschlupf, schlafen sie fliegend.

 

Ich schreibe von den Mauerseglern. Sie wurden zum aktuellen Thema, als Nachbar Robert Sand anfangs Monat an mein Haus die Leiter anlegte, um die Jungvögel aus unseren beiden Kästen zu holen und zu beringen. Es hatte in beiden Kästen drei Jungtiere, allerdings war eines davon tot. Ich wunderte mich, wie problemlos Robert die Jungen aus den Kästen nehmen konnte, obwohl in beiden auch ein erwachsener Vogel anwesend war. Auch die Erwachsenen konnte er ohne weiteres in ein Stoffsäcklein stecken. Da haben Mutterkühe anscheinend wesentlich mehr Angst um ihre Nachkommen, wie man hie und da in der Zeitung lesen kann.

Im Stoffsäcklein warteten sie dann auf die Beringung, welche mehr oder weniger reibungslos verlief. Ein erwachsener Vogel allerdings klemmte Roberts Finger mit seinen kleinen Krallen recht heftig und wollte ihn nicht mehr loslassen. Der Naturschützer beringt jedes Jahr mehr als 350 Mauersegler. An einem solchen Ringlein konnte er zum Beispiel ablesen, dass ein Vogelpaar 11 Jahre nacheinander im gleichen Nistkasten seine Jungen aufgezogen hatte.

 

Seit einigen Tagen fällt mir schon am Morgen eine hektische Flugtätigkeit auf. Gegen Ende Juli geht’s bereits südwärts. Die Eltern fliegen zuerst los. Einige Tage später folgen die Jungen. Sie brauchen niemanden, der ihnen den Weg weist. Sie finden die Route auf die Südhalbkugel ganz alleine.

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