Vor kurzem hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) die Gefährlichkeit des Pflanzenschutzmittels Chlorothalonil und dessen Abbauprodukten (Metaboliten) neu beurteilt. Seit Beginn dieses Jahres sind die Abbauprodukte des Chlorothalonils vom BLV als „relevant“ eingestuft worden. Das bedeutet, dass eine Gesundheitsgefährdung nicht ausgeschlossen werden kann. Genauere wissenschaftliche Abklärungen dazu sind noch im Gange.
Auf der Basis der neuen Einschätzung des Bundesamts sind in der ganzen Schweiz Untersuchungen des Trinkwassers durchgeführt worden. Die Resultate zeigen, dass das Trinkwasser zahlreicher Gemeinden im ganzen Land durch Chlorothalonil und seine Abbauprodukte belastet ist. So auch in der Gemeinde Glattfelden. Im Glattfelder Trinkwasser liegt der Messwert für das Chlorothalonil (R417888) unter dem zulässigen Höchstwert von 0.1 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser. Für das neu in die Liste des BLV aufgenommene Abbauprodukt des Chlorothalonils (R471811) liegt der Messwert aktuell bei 0.163 Mikrogramm pro Liter und somit über dem zulässigen Höchstwert von 0.1 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser.
Gemeinderat prüft Bau eines neuen Pumpwerks
Der Gemeinderat ist besorgt ob der erhöhten Werte der Pflanzenschutzmittel-Rückstände im Glattfelder Trinkwasser. Die Belastung muss so rasch wie möglich mindestens unter die zulässigen Höchstwerte gesenkt werden. Erste Abklärungen sind bereits erfolgt und haben ergeben, dass die Lösung des Problems nicht einfach wird. Sämtliche Glattfelder Trinkwasserbrunnen liegen am unterirdisch verlaufenden „Glattstrom“, der mit den Rückständen belastet ist. Auch eine Mischung mit Wasser aus den Nachbargemeinden Bülach und Eglisau verspricht keine Verbesserung, da die Messungen auch in diesen Gemeinden die Vorgaben überschreiten.
Die Verantwortlichen der Wasserversorgung Glattfelden suchen intensiv nach neuen Lösungen und konnten dem Gemeinderat einen ersten Ansatz präsentieren. „Wir prüfen derzeit den Bau eines zusätzlichen Pumpwerks ausserhalb des Glattstroms“, erklärt der für die Wasserversorgung zuständige Gemeinderat René Gasser. Damit hätte die Gemeinde die Möglichkeit, die Belastung mittels Durchmischung zu reduzieren. Die Abklärungen für den Neubau sind bereits angelaufen, müssen aber mit den zuständigen kantonalen Behörden koordiniert und von diesen bewilligt werden. Es wird deshalb nach Einschätzung von René Gasser noch etwa 3-4 Jahre dauern, bis die Belastung des Glattfelder Trinkwassers deutlich unter dem zulässigen Höchstwert liegt.
Sobald die konkreten nächsten Schritte bekannt sind, wird der Gemeinderat die Bevölkerung wieder informieren. Das Glattfelder Trinkwasser wird weiterhin regelmässig untersucht. Die Resultate werden jeweils auf der Website der Gemeinde im Bereich „Wasserversorgung“ aufgeschaltet.