Ein Dorf gewöhnt sich an den Ausnahmezustand

Covid-19 und Glattfelden

| Yvonne Russi

Home-Office, geschlossene Schulen, leere Postautos, geschlossene Geschäfte: Der Corona-Virus führt auch in Glattfelden zu Restriktionen.

Vor zwei Wochen wurde schweizweit der Lockdown ausgerufen. Das öffentliche Leben wurde damit von heute auf morgen gelöscht. Die Massnahmen waren und sind weitreichend und werden uns sicherlich noch lange beschäftigen. Entsprechend gross war auch die anfängliche Unsicherheit, welche viele von uns begleitete.

 

Mit jedem Tag gewöhnt sich Glattfelden an neue Szenen. Szenen, die einem vor Auge führen, dass mit dem Corona-Virus nicht zu scherzen ist. Szenen, welche zeigen, wie weitreichend die getroffenen Massnahmen sind. Glattfelden organisiert sich in vielen Bereichen so gut es geht neu. Ein Stück «Normalität» hierfür wäre ein zu grosser Begriff, vielmehr geht es um Schadensbegrenzung. Hierzu einige Eindrücke:

 

Das Gewerbe leidet

Viele Glattfelder Betriebe mussten schliessen oder ihr Angebot an die neuen Gegebenheiten anpassen. Hart getroffen hat der Corona-Lockdown den grössten privaten Arbeitgeber in Glattfelden: Das Riverside. Seit dem 16. März ist der Restaurations- und Hotelbetrieb aufgrund des bundesrätlichem Entscheid stillgelegt. Übriggeblieben ist ein überschaubares Take-Away Angebot, welches täglich über den Mittag und am Abend angeboten wird.

Grenzübergang geschlossen

Glattfelden hat nur einen Grenzübergang nach Deutschland. Dieser unbewachte Übergang, beim Kraftwerk Glattfelden, wurde aufgrund den von Deutschland verhängten Einreisebedingungen kurzerhand geschlossen. Grenzgänger, welche in der Vergangenheit zu Fuss oder per Zweirad die Grenze beim Kraftwerk überquerten, müssen nun wohl oder übel auf die Übergänge in Kaiserstuhl oder Wasterkingen ausweichen.

«Social Distancing» beim Einkaufen

Nach den anfänglichen Hamsterkäufen ist im Coop Glattfelden wieder ein wenig Normalität eingekehrt. Praktisch alle Lebensmittel sind wieder erhältlich und auch Toilettenpapier steht in den Regalen. Das eingeführte Tropfensystem fühlte sich zu Beginn seltsam an, doch mittlerweile empfinden einige Konsumenten die Situation beinahe als angenehm. Denn in den Regalen geht man auf Distanz. Alles läuft einfach etwas weniger hektisch.

Dienstleistungen werden ins Internet verlagert

Die Not macht erfinderisch. Dies zeigen einige Gewerbler, die ihr Angebot ins Internet ausgelagert haben. So werden beispielsweise Fitnesslektionen als Live-Webinar angeboten, Therapie-Sitzungen online abgehalten und Musikinstrumente via Skype-Meeting unterrichtet. Auch die Chrischona-Gemeinde hat sich auf die neue Situation eingestellt und verlagerte kurzerhand den Gottesdienst ins heimische Wohnzimmer.

Spital Bülach ist bereit

Eine ungewohnte, auch eine etwas unwirkliche Szene ist in Bülach zu finden. Hier hat der Spital Bülach seine Notannahme der aktuellen Situation angepasst. Eine Sicherheitskontrolle wurde eingerichtet und eine erste Triage erfolgt bereits vor der Notaufnahme in einem behelfsmässig aufgestellten Zelt. Das von der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich ausgesprochene Besuchsverbot bleibt vorerst bis am 30. April 2020 bestehen.

Auch beim Alters- und Pflegeheim Eichhölzli zeigen Absperrbänder deutlich, dass jeder Kontakt zu den Bewohnern untersagt ist. Besuche müssen zwingend telefonisch vorangemeldet werden und werden nur in Notfällen bewilligt.

Im Kleinen organisiert sich Glattfelden und versucht mit neuen Strukturen, ein Stück Normalität in den Alltag zu bringen.

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