Der neue Bootssteg wird eingeweiht

Geglückte Vorfinanzierung

| Ruth Hafner Dackerman

Am vergangenen Samstagmittag wurde der neue Bootssteg nach vier Monaten Bauzeit in Rheinsfelden offiziell eingeweiht. Eingeladen hatte die Gemeinde.

Der neue Bootssteg mit seinen 34 Bootsplätzen glitzert in den ersten zaghaft auftauchenden Sonnenstrahlen. Es ist ein Schwimmsteg, positioniert an mehreren gerammten Pfählen, gebaut aus einer wartungsfreien Aluminiumkonstruktion auf rostfreien Schwimmern. Noch ist das Ganze für die anwesenden Bootsbesitzer gewöhnungsbedürftig.

Und doch – optisch präsentiert sich die neue Anlage stilvoll und ans Gelände angepasst. Dass dieses Bauvorhaben überhaupt umgesetzt werden konnte, zeugt von viel Effort und Zeitaufwand seitens der Projektverantwortlichen. Die Vorgeschichte ist entsprechend lang.

Kurz vor Weihnachten 2022 wurde den 30 Mietern der Bootsliegeplätze in Rheinsfelden oberhalb des Kraftwerks Eglisau-Glattfelden AG der Mietvertrag per 31. März 2023 gekündigt. Grund – Verlandungen, welche aufgrund neuer Bestimmungen nicht mehr in den Flusslauf zurückgegeben werden dürfen. Neu verlangt der Kanton, dass in Zukunft diese aus dem Fluss entfernt und auf einer Unternehmerdeponie entsorgt werden, was mit grossen finanziellen Kosten im Rahmen von 50 000 bis 100 000 Franken circa alle vier Jahre verbunden ist. Dies hätte alle Steuerzahler der Gemeinde belastet.

Innovative Glattfelder Behörden

Die Glattfelder Behörden zeigten sich innovativ, auch wenn dies bei den Bootsbesitzern anfangs nicht überall gut ankam. Der Deal: Jeder einheimische Bootsbesitzer finanziert den neuen Bootssteg, welcher insgesamt rund 800 000 Franken kostet, mit. Für 23 000 Franken ist so der Bootsliegeplatz für die nächsten 20 Jahre gesichert. Auswärtige zahlen 2000 Franken mehr. Die jährliche Miete für den Bootssteg entfällt im Gegenzug. «Fast alle Mieter haben mitgemacht», bestätigt Gemeinderat Heini Maag, Vorsteher Gesellschaft. «Wir sind froh, dass wir alles geschafft haben, und hoffen, dass die Bootsbesitzer viele schöne Momente haben dürfen und ihren Bootsplatz schätzen.» Schliesslich habe nicht jede Gemeinde einen Bootsplatz.

Bauingenieur Ralph Hächler gibt Auskunft zu den Schwierigkeiten von Beginn bis zur Realisierung des Projekts. «Wir hatten mit etlichen Bewilligungen zu kämpfen. Die Entsorgung der teilweise belasteten Ablagerungen wäre extrem teuer geworden.» Eigentlich habe der Kanton gar keine Bootsplätze mehr haben wollen. Deshalb sei nach Lösungen gesucht worden. «Wir hätten aufgrund der Nachfrage allerdings lieber mehr Plätze gehabt. Doch die Grundfläche war gegeben.» So entschied man sich für schmale Stege, um möglichst viele Plätze hineinzubringen. Das Ziel der Anlage seien minimale Unterhaltskosten, keine regelmässige Entfernung von Verlandungen und klar definierte Anlegestellen für Besucher. «Verlandungen sollte es aufgrund der Neugestaltung kaum mehr geben.»

Ein Dutzend Organisationen mischten mit

Zwölf Organisationen hätten sich ins Spiel gebracht, bestätigt Gemeinderat René Gasser, Vorsteher Infrastruktur – vom Naturschutz über den Uferschutz bis zum Vogelschutz. Dank dem Gitterrost hätten nun auch die Fische weniger Schatten und dürften sich fortan bei schönem Wetter über mehr Sonnenstrahlen erfreuen. Das Ergebnis, entstanden in drei Phasen, sei ein Kompromiss. «Wir hatten mit vielen Auflagen zu kämpfen und haben mit der Kündigung der Bootsplätze viele Leute wütend gemacht.» Auch die Baubewilligungsphase habe zu vielen Diskussionen geführt. «Die angenehmste Phase war der Bau des Stegs.»

Während Gemeindepräsident Marco Dindo im Beisein seiner zwei Gemeinderatskollegen feierlich das rote Band durchschnitt, zeigten sich einzelne Bootsbesitzer noch nicht so ganz glücklich. So wurden das nicht vorhandene Geländer und fehlende Aufbewahrungsmöglichkeiten für Blachen und Zubehör moniert. Vor Ort konnten einzelne Probleme gleich geklärt werden. «Weder Geländer noch Aufbewahrungsmöglichkeiten wurden bewilligt. Der Steg solle so wenig wie möglich auffallen – dies war eine Vorgabe des Kantons», erklärt Dindo.

Die Warteliste für einen Bootsanlegeplatz ist nach wie vor gross. Mit mindestens 15 Jahren Wartezeit muss gerechnet werden. Umso mehr freuen sich Iris und Ernst Willi aus Windlach über ihren Platz mit der Nummer 20. «Seit dem Jahr 1957 haben wir ein Boot auf dem Rhein. In dieser Zeit haben wir so viel Schönes auf dem Wasser erlebt.»

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