Ein Schauspieler in drei verschiedenen Rollen

Theater im GKZ

| Ruth Hafner Dackerman

Das Theaterstück «Der Grüne Heinrich von Fischenthal» überzeugte am Sonntagnachmittag das 50-köpfige Publikum. Schauspieler Matthias Peter, Leiter der Kellerbühne St. Gallen, hat das Stück geschrieben.

Kurz vor der Vorstellung am Sonntagnachmittag zieht sich Matthias Peter für seine Rolle als Jakob Senn adäquat an – fein karierte Hosen, weisses Hemd, braune Weste. Nur die modischen Turnschuhe wirken etwas deplatziert. Peter lacht. «Ich erzähle ja aus der Sichtweise von drei verschiedenen Personen, deshalb sind diese Schuhe durchaus legitim.» Seit Dezember laufen die Vorführungen. Am heutigen Tag ist es die 15. Insgesamt seien 20 Aufführungen vorgesehen. «Das Publikum ist immer begeistert. Man muss sich auf die Person des Jakob Senn allerdings einlassen.» Bis heute berühre die Geschichte eines Autodidakten, welcher gegen alle Widerstände seinen Traum verwirklicht hatte, Schriftsteller zu werden. Mit dem Theaterstück wolle er dem interessierten Publikum einen anderen Zugang zu Senns Leben gewähren als in der Ausstellung.

Erzählt wird ein Menschenleben aus drei Perspektiven. Dazu kommen Sequenzen mit Bildern. Das Bühnenbild ist einfach gehalten. Rechts ein kleiner schwarzer Schreibtisch mit einem Bücherstapel darauf, links ein Stehpult mit einem aufgehängten schwarzen Mantel. In die Mitte kommt, wenn immer benötigt, ein Stuhl. Matthias Peter erklärt das Konzept der Inszenierung. «Wenn ich links stehe, verkörpere ich die Hauptfigur Jakob Senn. Rechts bin ich dessen Bruder Heinrich Senn. Wenn immer ich in der Mitte sitze, nehme ich das Alter Ego von Jakob Senn auf – die literarische Figur Hans Grünauer.»

Matthias Peter spielt mit erstaunlicher Intensität

Der Schauspieler zeigt in 70 Minuten eine souveräne Vorführung, ändert die Tonlage je nach Figur, verkörpert Jakob Senn in einer erstaunlichen Intensität. Die Besucher werden ins 19. Jahrhundert zurückversetzt, erhalten einen Einblick in ein Menschenleben voller Erfolge, aber auch Schattenseiten – von unglücklicher Liebe, vom Traum, Maler zu werden, bis hin zum Freitod in der Limmat. Vonseiten des Publikums gibt es am Ende der Vorstellung warmen Applaus.

Man habe vier Zugänge zu Jakob Senn schaffen wollen, erklärt Konrad Erni, Präsident der Stiftung Gottfried-Keller-Zentrum – mit der Wanderausstellung, dem Theaterstück, der Neuauflage des Romans und dem Film mit 15 Kapiteln. Nach der Theateraufführung zeigt er sich begeistert. «Es ist fantastisch, was Matthias Peter aus seinem Fundus für gut recherchierte Geschichten aufgearbeitet hat. Die Zeiten von damals leben wieder auf, und man erhält ein vertieftes Verständnis dafür.»

 

Besucherin Regula Tempest war bereits an der Mitgliederversammlung des GKZ anwesend. Der damalige Anlass habe ihr sehr gut gefallen. «Nun freue ich mich auf ein neues Setting für Auge und Ohr und bin gespannt.» Auch sie wurde nicht enttäuscht.

 

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