Liebe bis zum letzten Atemzug

Menschen und ihre Geschichten

| Ruth Hafner Dackerman

Werner Meier aus Schachen erzählt von seiner innigen Verbindung zu seinem Hund Trixi. Viele gemeinsame Erlebnisse prägen ihr gemeinsames Leben.

Im verschlafenen Weiler Schachen gibt es nur wenige Häuser. Im umgebauten Elternhaus wohnt der 78-jährige Werner Meier. Wer hier klingelt, wird von freudigem Gebell empfangen. Dackelmischling Trixi zeigt, wer hier Chefin ist. «Wenn man Angst vor einem Hund hat, dann soll man ihm einfach nicht in die Augen schauen, sondern still stehen bleiben und ihm am besten den Rücken zuwenden.» Die bald 16 Jahre alte Hundedame erweist sich allerdings als äusserst liebevolles Tier, welches Herrchen Werner Meier auf Schritt und Tritt folgt. Die beiden kommunizieren je länger, je mehr nur noch durch Körpersprache. «Trixi hört in ihrem hohen Alter nicht mehr so gut. Bewegungen reichen.»

Werner Meier und seine vor neun Jahren verstorbene Ehefrau Ursula haben Trixi vor rund 15 Jahren aus dem Tierheim geholt, zu einem Preis von 500 Franken. Lange sei sich das Ehepaar nicht einig gewesen, welchen Hund sie auswählen wollten. Ursula Meiers Wunsch ging in Erfüllung. Die Hundedame zog im Schachemer Bauernhaus ein. «Das war keine einfache Zeit», blickt Meier zurück. «Trixi hat nur Frauen akzeptiert. Ich konnte sie nicht richtig halten.» Oftmals sei sie einfach ausgebüxt, sei aber immer zurück nach Hause gelaufen. Was in der Zeit vor dem Tierheim passiert ist, werde man wohl nie herausfinden. Werner Meier greift zur Fliegenklatsche, ohne sie gross zu bewegen. Trixi reagiert sofort, steht aus ihrem Halbschlaf auf und flüchtet ins Obergeschoss. «Diese Fliegenklatsche bringt der Hund wohl mit irgendeinem früheren Ereignis in Verbindung.»

Auf dem Seitenwagen mit dabei

Nein, er wolle nie mehr einen Hund aus einem Tierheim, habe er nach den anfänglichen negativen Erfahrungen gesagt. «Doch inzwischen habe ich den allerbesten Hund, den es gibt.» Trixi macht alles mit, ist mobil, fährt gern Auto, setzt sich stolz auf den Traktor, hat schon etliche Kilometer auf dem Seitenwagen des Töffs von Werner Meier hinter sich, wie auch auf einem Foto im «Zürcher Unterländer» zu sehen ist. «Die Leute wissen, dass es uns zwei nur im Doppelpack gibt», sagt Meier schmunzelnd und zeigt auf ein Bild von Trixi auf der Sitzbank eines Sessellifts. Der Sessel sei extra an den Frontlader montiert worden, um den Hund zu lehren, auch auf einem Sessellift problemlos mitzufahren. Sei er mit seiner Hündin unterwegs, heisse es oft: «Was, du hast sie immer noch?» Sei er einmal ohne sie unterwegs, werde er jeweils auf Trixi angesprochen.

16 Jahre seien ein hohes Alter für einen Hund, weiss Werner Meier. Deshalb setzt er sich auch mit dem Gedanken auseinander, dass Trixi eines Tages nicht mehr sein werde. «Mein Hund wird mir fehlen. Ich liebe ihn bis zum letzten Atemzug.» Dies werde sein letzter Hund sein – in dieser Beziehung ist er sich sicher.

Einen Hund muss man erziehen

Erfahrung mit Hunden hat Werner Meier durchaus. «Auf unserem Hof in Schachen hatten wir in meiner Kindheit immer einen Hund an einer langen Kette, der den Hof bewachte.» Der erste eigene Hund vor rund 45 Jahren kostete ihn zwei Kilo Bienenhonig – «beide Parteien waren zufrieden.» Sein Ziel sei immer gewesen, den Hund zu erziehen. Deshalb sei er auch dem Kynologischen Verein Glattfelden beigetreten, um die Grundkenntnisse zu erlernen – «eine tolle Erfahrung». Es brauche nicht viele, aber klare Worte, welche der Hund verstehe.

Zehn Jahre lang hat Werner Meier den Kynologischen Verein in der Plauschgruppe geführt – stets mit dem Ziel Spiel, Spass und Disziplin. «Dabei sind Meister und Hund gefordert. Disziplin braucht es beim Tier genauso wie beim Menschen.» Nach seinem Rücktritt aus diesem Verein gründete der Tierliebhaber eine Hundelaufgruppe. «Wir unternehmen abwechslungsreiche Ausflüge mit Zug oder Tram und absolvieren mit den Hunden verschiedene Übungen.»

Werner Meier hat immer ein Leckerli für seinen Hund dabei. «Man sollte einen Hund nicht nur rufen, sondern auch eine Beziehung aufbauen.» Dazu gehöre ein Leckerli oder eine Hand zum Streicheln. Trotz aller Liebe gelte aber die Regel, dass ein Hund zwar ein allerbester Freund sein könne, aber trotzdem als Tier gehalten werden solle. «Einen Hund soll man so erziehen, dass er niemanden stört. Wenn irgendetwas schiefläuft, ist nicht der Hund schuld, sondern sein Meister.» Trixi scheint zu verstehen, was der Meister sagt. Sie legt sich in ihr Körbchen und lässt sich nur zu gerne streicheln. Das Bellen lässt sie sein.

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