Wie die Nidermatt den Fahrenden ein Zuhause bietet

Lebensräume auf Rädern

| Yvonne Russi

Der Kanton Zürich möchte in der Nidermatt eine dauerhafte Lösung für Fahrende einrichten. Mit Stellmöglichkeit für zehn Wohnwagen adressiert dieses Projekt einen langjährigen Mangel an solchen Durchgangsplätzen.

Beim ehemaligen Werkgebäude des Amts für Wasser, Energie und Luft (AWEL) sind wohl zukünftig vermehrt Fahrende anzutreffen. Denn der Kanton treibt die offizielle Errichtung von Durchgangsplätzen voran. Dieses Bestreben folgt einer vor Jahren vom Bundesgericht ausgesprochenen Recht der Fahrenden auf angemessene Stand- und Durchgangsplätze. Trotz dieser Anerkennung gibt es im Kanton Zürich, wie in viele anderen Kantonen auch, einen Mangel an Durchgangs- und Standplätzen.

Der vorgesehene Platz an der Glatt soll Platz für zehn Wohnwagen bieten. Nachdem der Platz bereits in den vergangenen Jahren temporär für Testzwecke genutzt wurde, steht nun die Umwandlung in eine permanente Einrichtung an. Ausgestattet mit Wasser- und Stromanschlüssen wurde der Standort bereits in den regionalen Richtplan aufgenommen. Ein detaillierter Gestaltungsplan sowie ein Baugesuch wird nun vom Kanton ausgearbeitet.

Gemeinderat unterstützt das Vorhaben

Gemeindeschreiber Valentino Vinzens erklärte in einem Radio-Interview auf SRF1, welches heute Morgen ausgestrahlt wurde, dass der Standort von der zuständigen Fachstelle für Fahrende im Kanton Zürich als passend angesehen wird. Da das AWEL den vormaligen Werkhofplatz nicht weiter benötigt, konnte dieser in den letzten Jahren bereits probeweise den Fahrenden zur Verfügung gestellt werden. Der Gemeinderat steht dem Vorhaben positiv gegenüber. Und wie aus der Reportage weiter zu erfahren war, gibt es auch keine negativen Stimmen aus der Bevölkerung. Valentino Vinzens sagte dazu, dass sich die Bevölkerung wahrscheinlich schon etwas an das Bild gewöhnt haben, dass sich dort Fahrende temporär niederlassen.

Hintergrund zur fahrenden Gemeinschaft

In der Schweiz gibt es rund 3000 Fahrenden, die eine traditionelle Lebensweise pflegen und diese als Kern ihrer kulturellen Identität betrachten. Typischerweise verbringen sie den Winter auf einem festen Standplatz in ihrer Heimatgemeinde. Vom Frühjahr bis zum Herbst ziehen sie dann in kleinen Gruppen durch das Land. Während dieser Zeit machen sie an verschiedenen Durchgangsplätzen oder bei privaten Gastgebern für jeweils einige Wochen Halt.

Mit dem geplanten Durchgangsplatz in der Nidermatt nimmt der Kanton Zürich und somit auch Glattfelden eine nicht unwesentliche Rolle in der Unterstützung der fahrenden Lebensweise ein. Durchgangsplätze sind essentiell für diese traditionelle Lebensform. Die vorhandenen Standplätze sind bereits voll ausgelastet, und die wenigen bestehenden Durchgangsplätze genügen weder in ihrer Anzahl noch teilweise in ihrer Ausstattung den Bedürfnissen der Fahrenden. Indem die Infrastruktur für Fahrende verbessert, trägt es aktiv dazu bei, deren Lebensqualität zu erhöhen und ihnen die Freiheit zu geben, ihre Lebensweise ohne unnötige Einschränkungen fortzuführen.

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