Gute Nacht Schule Glattfelden

Leserbrief

| Koni Ulrich

Leserbrief

Innert zehn Tagen waren in Glattfelden im Gottfried Keller-Zentrum und am Mittwochabend in der Mehrzweckhalle zwei hochkarätige Theateraufführungen zur Novelle von Gottfried Keller «Romeo und Julia auf dem Dorfe» zu sehen. Die Schule glänzte mit totaler Abwesenheit. Für die grössere Aktion des Theaters (Kanton) Zürich sei die Vorbereitungszeit wegen eines vorverschobenen Termins zu kurz gewesen, hörte man seitens der Schule. Saperlott nochmal! Wie lange braucht eine Deutschlehrkraft denn, um die Halbwüchsigen in diesen ziemlich einfachen Stoff einzuführen? Für mich (bis 2000 an der Sek tätig) hätte eine Lektion gereicht. Ich hätte meine Studentinnen und Studenten gar ohne Vorbereitung geschickt, und zwar mit der ganzen Klasse.

 

Es gab mal ein ungeschriebenes Gesetz für Lehrer, von der Bildungsdirektion propagiert: pro Jahr ein Theaterbesuch. Das Stück über den schrecklichen Niedergang der zwei Glattfelder Bauern Manz und Marti und dem ebenso packenden Schicksal des jungen Paares Vreni und Sali vor rund 150 Jahren bedarf keiner grossen historischen Einordnungen. Es ist für sich hoch dramatisch und aus dem Leben gegriffen. Das Theaterteam hatte mit einem Dutzend Mitarbeiter im Eichhölzli um die Mittagszeit mit Einrichten begonnen und dann mit dem Ensemble eine moderne Adaption unter der Leitung von Regisseurin Dagrun Hinze gezeigt.

 

Während eineinhalb Stunden hätte man eine Stecknadel fallen gehört. Die Frau hatte beim Inszenieren eine Sekundarklasse zugezogen, um näher dran zu sein. Die eingesetzten technischen Finessen hätten ein weiteres Thema abgegeben. All das vor der Haustüre, und die Glattfelder Deutschlehrkräfte, Schulleitung und -pflege, verschlafen es. Diese Chance kommt so schnell nicht wieder.

Das sagt die Schule Glattfeden dazu

Die Schule Glattfelden nimmt kulturelle Bildung sehr ernst. Wir fördern die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen aktiv und integrieren das kulturelle Leben im Dorf regelmässig in den Schulalltag. Die Schule Glattfelden hat sich deshalb über die Anfrage zum Einbau des Theaters "Romeo und Julia auf dem Dorfe" in den Unterricht gefreut. Die Anfrage umfasste nicht nur den Theaterbesuch, sondern auch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Stück inklusive Workshops mit einer Theaterpädagogin.

 

Der Lehrplan unserer Volksschule ist in den vergangenen Jahren immer dichter geworden und der Aufgabenkatalog für die Schule wächst weiter. Theaterprojekte sind weiterhin möglich, bedürfen heutzutage aber einer längeren Vorlaufzeit. Im Fall von "Romeo und Julia auf dem Dorfe" verblieben von der Anfrage der Organisatoren bis zur eigentlichen Aufführung nur fünf Schulwochen. In diese Zeit fielen das Semesterende mit zahlreichen Prüfungen und die Zeugnisabgabe. Deshalb mussten wir schweren Herzens feststellen, dass eine fundierte Werkeinführung mit Workshops zeitlich nicht möglich war. Ein entsprechender Austausch mit den Organisatoren hat stattgefunden.

 

Trotzdem hat die Schule Glattfelden die Initiative ergriffen, die Schülerinnen und Schüler über die Veranstaltung zu informieren. Zur weiteren Unterstützung des Projekts hatte die Schulpflege ausserdem beschlossen, die Eintrittskosten für interessierte Schüler:innen zu übernehmen, welche die Aufführung im privaten Rahmen besuchen wollten.

 

Der aktuelle Vorfall zeigt uns, wie wichtig eine frühzeitige Planung und Kommunikation aller Beteiligten für die erfolgreiche Teilnahme an kulturellen Ereignissen ist. Die Schule Glattfelden sieht sich weiterhin der kulturellen Bildung verpflichtet und wird sich innerhalb der bestehenden Rahmenbedingungen für ein kulturelles Angebot für unsere Schülerinnen und Schüler einsetzen.

 

Nadine Karch, Vorsteherin Bildung und Schulpflegepräsidentin

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