Kälbchen Moritz ist etwas ganz Besonderes

Rasse vom Aussterben bedroht

| Ruth Hafner Dackerman

Auf dieses kleine Kälbchen haben Gina und Vater Hansruedi Walder lange gewartet. Moritz ist eine Kreuzung aus Vogesenrind und Angus.

Wie ein Wirbelwind springt er durch den Laufstall der Familie Walder in der Aarüti. Mutter Malibu beobachtet das Ganze, muht laut, als es der kleine Wildfang gar zu bunt treibt. Moritz ist einen Monat alt, schwarz/weiss mit einem weissen Streifen über dem Rücken. Nach so einem Kalb habe sie lange gesucht, erzählt Gina Walder, welche ihren Vater Hansruedi auf dem Hof unterstützt. «Ich wollte genau ein solches Kalb haben. Mir gefallen die Farbe und die Musterung.» Sie habe im Internet nachgeforscht und Viehhändler kontaktiert. «Da wir einen Stall mit Kühen ohne Horn betreiben, schieden etliche mögliche Tiere aus.» Auch reine Milchkühe seien nicht infrage gekommen. Nach einem Jahr Suche fand Gina Walder «ihr» Kälbchen dann durch die Firma Vianco, mit welcher die Walders schon lange zusammenarbeiten. «Ich wusste vom ersten Augenblick an, dass ich genau dieses Tier gerne auf unserem Hof hätte.»

Moritz bekommt ein Gspänli

Doch ganz so einfach erwies sich der Handel nicht. Moritz war am Anfang unfallbedingt nicht fit. «Mein Herz begann zu zittern», erinnert sich Gina Walder. Sie liess das Tier reservieren. Nach vier Tagen sei das erlösende Telefon gekommen. Moritz war wieder topfit. Am 24. Januar traf das Kälbchen gemeinsam mit Mutter Malibu auf dem Hof in der Aarüti ein. «Mami, du hattest Tränen in den Augen», sagt der neunjährige Dion, der sich genauso über das Kälbchen freut wie seine Mama. Kuh und Kalb seien anfangs nervös gewesen, hätten sich aber schnell integriert. Geholfen habe, dass nur zwei von insgesamt 36 Kühen und einem Muni im Stall gewesen seien. «Bei zwei nicht dominanten Kühen mit einem ruhigen Charakter gab es keinen Ringkampf.» Zusätzlich zu Moritz und Mama Malibu haben die Walders die trächtige Mutterkuh Dana erstanden. Deren Kälbchen erblickte am 4. Februar das Licht der Welt und tobt bereits mit Kollege Moritz um die Wette. Noch ist er namenlos. «Vielleicht hat mein Sohn Dion eine gute Idee? Der Name muss mit einem ‘D’ beginnen.»

Ein glückliches Leben für zehn Monate

Während die Mutterkühe sich durchaus gut zu verstehen scheinen und ihre Kleinen rund um die Uhr beschützen, wollen die Kälbli nur eins – Milch trinken. «Dann sind sie glücklich», bestätigt Gina Walder. Bei den Kühen könne durchaus Eifersucht entstehen – «immer, wenn es ums Fressen geht». Zehn Monate lang bietet die Bauernfamilie den Kälbchen nun ein schönes Leben, bevor ihr Schicksal in Form des Schlachthofes unter dem Gütesiegel Naturabeef besiegelt ist. «Sollte Malibu ein Rind mit einem guten Charakter gebären, würden wir es allenfalls behalten. Es wäre schön, die Blutlinie mit einer Mutterkuh dieser Rasse weiterzuführen.» Kater Felix lässt sich von Dion und Mama Gina streicheln. Er hat schon viele Kälbchen auf dem Hof gesehen. So leicht lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen.

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