Renovieren, Verkaufen oder Umnutzen – wie weiter mit dem Traditionshaus?

Der Löwe brüllt um Hilfe

| Yvonne Russi

Unser Dorf steht vor einer wegweisenden Entscheidung: Die Zukunft des Gasthauses Löwen wurde in einer lebhaften Debatte mit der Bevölkerung diskutiert. Renovierung, Verkauf oder Entwicklung – jede Option birgt Chancen und Herausforderungen.

Vergangenen Dienstagabend stand das Schicksal des Gasthauses Löwen im Fokus einer von der Gemeinde organisierten Diskussionsveranstaltung. Die Bevölkerung war eingeladen, um gemeinsam über die Zukunft dieser traditionsreichen Lokalität zu beraten. Der Aufruf des Gemeinderats, den Puls der Glattfelderinnen und Glattfelder zu fühlen, fand ein beachtliches Echo: Der Löwen-Saal war fast bis auf den letzten Platz gefüllt, ein deutliches Zeichen für das grosse Interesse der Einwohner an der Entwicklung ihres Dorfes.

Bevor es zur eigentlichen Diskussion kam, hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, die Räumlichkeiten des Gasthauses zu erkunden. Die vielen verwinkelten Räume und die Gästezimmer, deren Badezimmer auf den Etagen verteilt sind, machten den Sanierungsbedarf offensichtlich. Dieser erste Eindruck führte zu einem gemeinsamen Verständnis unter den Anwesenden: Eine Veränderung ist notwendig.

Ein Abend des Dialogs

Die Abendveranstaltung war in drei Diskussionsrunden organisiert, in denen sich jede Gruppe nacheinander mit allen drei Szenarien auseinandersetzte: Der Verkauf der Liegenschaft, eine minimal notwendige Renovation mit anschliessender Neuverpachtung sowie eine umfassende Entwicklung respektive eine mögliche Umnutzung des Gasthauses. Die Moderation dieser Gruppen lag in den Händen von drei erfahrenen Moderatoren, die dafür sorgten, dass jede Stimme Gehör fand und alle Ideen gleichberechtigt behandelt wurden.

Minimalrenovierung: Ein kurzsichtiger Ansatz?

Die Debatte über eine minimale Renovierung brachte beinahe unisono zum Ausdruck, dass diese Option lediglich kurzfristige Probleme lösen würde, ohne eine nachhaltige Perspektive für den Löwen zu bieten. Die Schwierigkeit, einen geeigneten Pächter zu finden, und die Schwierigkeit, einen angemessenen Pachtzins zu erzielen, wurden als kritische Punkte hervorgehoben. Ebenso wurde die Ansicht vertreten, dass derartige Flickwerk-Lösungen dem Potenzial des Gebäudes nicht gerecht würden.

Verkauf der Liegenschaft: Lösung oder Verlust?

Die Diskussion um einen möglichen Verkauf war von gegensätzlichen Meinungen geprägt. Während einige die Chance sahen, die finanzielle Last der Gemeinde zu verringern, befürchteten andere den Verlust eines weiteren Restaurants. Die negativen Auswirkungen auf das Ortsbild sowie den Verlust des Parkplatzes wurde thematisiert. Und es wurde erwähnt, dass so auch der Parkplatz, welcher für Veranstaltungen wie die Chilbi genutzt wird, wegfallen könnte. Erwähnt wurde aber auch, dass ein Verkauf mit Auflagen, wie beispielsweise «das Restaurant muss erhalten werden», eine gangbare Lösung darstellen könnte.

Entwicklung und Umnutzung: Ein Strauss voller Möglichkeiten

Das dritte Themenfeld, welche sich mit der Entwicklung des Gasthauses befasste, brachte einen Strauss an Ideen hervor. Von der Umwandlung des Löwen in ein grosses, neues Gemeindehaus, über die Schaffung eines Pubs durch die lokale Brauerei bis hin zur Möglichkeit von Wohnungen, die mit dem Erhalt des Restaurants einhergehen könnten, reichte das Spektrum der Ideen. Überlegungen, den Löwen als Begegnungsstätte für Jugendliche oder als Asylunterkunft zu nutzen, wurden andiskutiert. Gleichzeitig unterstrich ein Teilnehmer die Bedeutung einer Anpassung der Löwen-Nutzung an die gewandelten gesellschaftlichen Bedürfnisse und an die Veränderungen im Dienstleistungssektor. Er plädierte dafür, den Schwerpunkt verstärkt auf die Schaffung von Wohnraum und die Förderung gewerblicher Nutzung zu legen.

Nach den geführten Diskussionen wurden die Ergebnisse und die gewonnenen Erkenntnisse der Gruppen dem Plenum vorgestellt. Dieser Prozess verdeutlichte die Vielfalt der Perspektiven und zeigte, dass es in den Diskussionen kein richtig oder falsch gab. Alle Meinungen wurden respektiert und so auch unkonventionelle Ansätze und Meinungen zugelassen.

Nächste Schritte: Entscheidung und Einbeziehung

Der Gemeinderat steht nun vor der Aufgabe, die gesammelten Ideen und Vorschläge zu bewerten und strategische Optionen zu entwickeln und mögliche Entscheidungswege aufzuzeigen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit folgt ein politischer Prozess, um die Glattfelder Bevölkerung in die finale Entscheidung einzubeziehen.

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