Mit seinem Chickenwalkproject schaffte er es an die Photo Schweiz

Zweidler fotografiert Hühner unter Studiobedingungen

| Ruth Hafner Dackerman

Er habe sich zum ersten Mal in seinem Leben für eine Ausstellung seiner Fotos beworben, erzählt der 57-jährige Fotograf aus Zweidlen. «Zu meinem Erstaunen habe ich mit meinem Chickenwalkproject sofort eine Zusage bekommen.» Dies ist nicht selbstverständlich. An der Photo Schweiz, welche dieses Jahr vom 12. bis zum 16. Januar in Oerlikon stattgefunden hat, werden nur 250 Ausstellende zugelassen. Sie alle müssen sich vorgängig bewerben. Man müsse ein fertiges Projekt mitbringen, erklärt Paiano. Seine Bilder hätten an der Ausstellung viel Aufsehen erregt. Es sei geschmunzelt und gelacht worden. «Nie hätte ich mit so viel Resonanz gerechnet.»

Das Seidenhuhn aus Glattfelden

Doch wer sind diese Hauptprotagonisten auf den Fotos, welche die Herzen der Zuschauer im Nu erobert haben? Paiano zeigt auf das Seidenhuhn aus Glattfelden, welches keck den Kopf nach hinten dreht und scheinbar um die eigene Schönheit weiss. Zwei kleinere Fotos mit Details des Gefieders und des Kopfes ergänzen das Hauptbild. Auf dem zweiten Bild sieht man eine Amrock – eine amerikanische Rasse – mit einer wunderschönen Zeichnung des Gefieders in Schwarz-/Weisstönen. Stolz präsentiert sich als drittes der Appenzeller Spitzhaubenhahn, streckt die Schwanzfedern in die Höhe und scheint demnächst davonflattern zu wollen. Entstanden seien die Bilder in den letzten zwei Jahren, erzählt Paiano, welcher die Fotografie als Passion bezeichnet. «Ich habe lange nach Hühnerbesitzern mit schönen Tieren gesucht. Sobald ich solche gefunden habe, gehe ich mit einem mobilen Studio zu den Züchtern, um die Tiere zu fotografieren.» Nun überlege er sich, ob er an die nationale Geflügelshow gehen solle, um die schönsten Hühner und Hähne zu fotografieren.

Von wilder Knipserei bis zur Fotoschule

Michael Paiano ist Autodidakt. Die Inspiration für die Fotografie habe er in jungen Jahren durch seinen Cousin, welcher inzwischen Berufsfotograf ist, bekommen. Aus der anfänglichen «wilden Knipserei» habe sich durch Kursbesuche und stetige Weiterentwicklung einiges verändert. «Zum 40. Geburtstag habe ich mir eine Nikon D 80 – eine Spiegelreflexkamera – gekauft.» Zum 50. Geburtstag war es ein Lehrgang für angewandte und künstlerische Fotografie an der Prager Fotoschule in Linz (Österreich), welcher zweieinhalb Jahre dauerte und an den Wochenenden stattfand. «Das hat mir extrem viel gebracht und meine Sicht auf die Art des Fotografierens geöffnet.» Paiano, welcher beruflich schon als Schlosser, Chauffeur, im Sicherheitsdienst und in der Strassenvermessung gearbeitet hat, möchte vermehrt auf die konzeptionelle Fotografie setzen. «Es gibt das Projekt ‘Neben mir’, bei welchem ich negative Gefühle in Bilder umwandeln kann.» Daneben interessieren ihn Fotoaufträge wie Hochzeiten, Porträt- und Produktfotografie. «Mit 700 bis 900 Fotos drücke ich dabei nicht mehr so oft ab wie früher», sagt er schmunzelnd. Auch in einem Fotoclub sei er Mitglied. «Man zeigt sich gegenseitig Bilder, bekommt Feedback und Tipps.»

Alte Kameras zum Leben erwecken

In seinem Fotostudio im Untergeschoss der Zweidler Wohnung entwickelt Paiano Schwarz-/Weiss-Fotos selber. Neben vielen Fotos gilt es auch eine Sammlung aus 200 bis 250 alten analogen Fotoapparaten zu bestaunen. Diese ergattert er auf Flohmärkten oder erhält sie von Kollegen, welche um seine Leidenschaft wissen. «Mein nächstes Ziel ist es, Inventur zu machen.» Einige Kameras würde er gerne wieder zum Leben erwecken. Nein, ein Händler sei er nicht, aber ein Sammler – «das ist der Italiener in mir», lacht der Doppelbürger. Nun suche er noch nach einer Möglichkeit, seine Kameras auszustellen.

Die eigene Homepage für die Hühnergeschichte ist zwar noch im Aufbau, aber bereits online unter www.chickenwalkproject.ch. Eine Auswahl von Fotos findet man unter www.mpaiano-fotografie.ch.

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