Löwenwirt freut sich auf den Neubeginn

Palmeris Abschied vom Löwen

| Ruth Hafner Dackerman

Vier Jahre lang führte Vincenzo Palmeri den Gasthof Löwen. Nach langen Streitigkeiten mit der Gemeinde geht es auf zu neuen Ufern.

Vincenzo Palmeri sitzt an einem der Tische in der gemütlichen Gaststube des Restaurants Löwen und erzählt bei einem Espresso über seine Zukunftspläne. Die Tische für das Abendessen sind bereits festlich gedeckt. Weisse Tischtücher, rote Kerzen in silbernen Kerzenständern, Blumendekorationen – elegante Ambiance in einem wunderschönen altehrwürdigen Lokal. Hier wünscht man sich, Platz zu nehmen und ein Gericht aus der mediterranen sizilianischen Menükarte des Spitzenkochs zu geniessen.

Doch zu viel ist passiert. Palmeri befindet sich mit der Gemeinde Glattfelden, der Eigentümerin des Löwen, in einem Rechtsstreit, welcher noch nicht abgeschlossen ist. Der Pächter wirft der Gemeinde unter anderem vor, dass die Küche nicht funktionstüchtig ist und die Lüftung nicht funktioniert. Gerne hätte er an diesem Ort weitergearbeitet und im «Il Duetto» Gerichte der gehobenen Küche angeboten. «Doch das funktioniert nicht mit nur vier Kochplatten und einem defekten Dunstabzug.»

Im Rahmen einer Schlichtungsverhandlung wurde zwischen der Gemeinde Glattfelden und dem Mieter eine Einigung über die Auflösung des Mietverhältnisses per Ende Januar erzielt. Am 21. Januar durfte man zum letzten Mal im Restaurant speisen. Palmeri lud seine Gäste an diesem Tag zu einem Apéro ein, servierte Pizza Palermitana und Arancini – eine sizilianische Spezialität. Nun gehen die Lichter wohl für eine Weile aus. Wie es mit dem Löwen weitergehen soll, entscheiden entweder der Gemeinderat oder die Stimmbürger. Zu diesem Thema gibt es am 6. Februar eine öffentliche Informationsveranstaltung im Saal des Gasthauses Löwen.

Neuer Name, neue Chance

Für Vincenzo Palmeri geht glücklicherweise ein neues Törchen auf. Er wird das Restaurant Freihof in Raat in der Gemeinde Stadel unter dem Namen «Duetto da Romina und Vincenzo» übernehmen. Mitte Februar soll das renovierte Lokal mit reduzierter Karte geöffnet werden. «Für mich und meine Partnerin Romina ist dies wie ein kleines Wunder», sagt Palmeri. Ein Stammgast habe die ganze Liegenschaft gekauft und ihm das Restaurant zur Pacht angeboten. Nein, er habe nicht lange über dieses Angebot nachdenken müssen. «Bald darf ich in einer topmodernen, grosszügig eingerichteten Küche mit zehn Kochplatten arbeiten.»

Zu den Räumlichkeiten gehören neben dem Restaurant mit seinen 40 Plätzen eine Viereinhalbzimmerwohnung sowie zwei kleine Zimmer zum Vermieten. Der Gartensitzplatz wird vergrössert, und im Untergeschoss soll ein kleiner Saal für Gesellschaften entstehen. «Ende April wird alles fertiggestellt sein. Ich freue mich sehr und schaue optimistisch in die Zukunft.»

Wie genau die Öffnungszeiten aussehen werden, weiss Palmeri noch nicht genau. In der Küche wünscht er sich einen weiteren ausgebildeten Koch. Für den Service werden Partnerin Romina und eine weitere Serviceangestellte zuständig sein. An einem aber will der 50-jährige Sizilianer festhalten – der traditionellen sizilianischen mediterranen Küche. So werden auf der Speisekarte wohl demnächst in Raat Gerichte wie Tagliatelle dello Chef, Salsiccia siciliana oder Gamberoni alla griglia zur Auswahl stehen. Und weiss gedeckte Tische in Raat? Vincenco Palmeri lacht. «Weisse Läufer gibt es bestimmt. Doch bei uns sind alle Gäste willkommen, auch wenn es nur auf einen Kaffee oder ein Bier ist.» Insgeheim erhofft er sich, dass er neben den Stammgästen, die für seine gehobene Küche von weit her kommen, auch neue Gäste von seinen Kochkünsten überzeugen kann. Mit viel Können und süditalienischem Charme.

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