Teil 1: Von der Störung zur Lösung

Stromausfall in Glattfelden

| Yvonne Russi

Die Gemeinde Glattfelden erlebte am Abend des 10. Januar 2024 einen Stromausfall, der Teile der Gemeinde betraf. Dies markiert den zweiten Vorfall dieser Art in den letzten drei Monaten, eine ungewöhnliche Häufung, da in den vergangenen zehn Jahren kaum Stromausfälle verzeichnet wurden.

Laut Matthias Gut, dem Geschäftsführer der Licht- und Kraftwerke Glattfelden (LKWG), trat am besagten Tag um etwa 17:15 Uhr eine Störung im Mittelspannungsnetz der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) auf. Die Einspeisung von der EKZ-Station Letten wurde dadurch unterbrochen. Ursache war ein Milan, der in der Nähe des Kieswerks der Firma Toggenburger einen Kurzschluss verursachte.

Dieser Vorfall unterschied sich vom Ausfall im vergangenen Oktober, da er nicht die gesamte Gemeinde betraf. Zweidlen Dorf und Zweidlen Station waren bei diesem Vorfall von der Unterbrechung nicht betroffen.

 

Ein solcher Ausfall wirft Fragen auf. Liegt dem erneuten Ausfall eine systematische Ursache zu Grunde, wie findet man den Fehler und welche Massnahmen sind zur Behebung erforderlich. Matthias Gut (Geschäftsführer) des Genossenschaft Licht- und Kraftwerke Glattfelden gab hier einen Einblick in Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten.

Wie ist das Stromversorgungsnetz aufgebaut?

Das Versorgungsgebiet des LKW wird durch eine Ringleitung der EKZ gespeist, die vom Rafzerfeld über das Unterwerk Eglisau nach Glattfelden, hoch zum Schachen und weiter nach Bülach führt. Durch die Ringleitung stehen zwei unabhängige Hauptzuleitungen zur Verfügung. Der Versorgungsring ist im Schachen unterbrochen. Damit wird sichergestellt, dass der Energiebezug über das Unterwerk Eglisau läuft.

Wie geht man zur Problembehebung bei einem solchen Ausfall vor?

Bei einer Störung muss zunächst analysiert werden, ob der Fehler innerhalb des LKW-Versorgungsgebiets oder im Bereich der EKZ-Zuleitung liegt. Im aktuellen Fall konnten Augenzeugen einen Kurzschluss im Bereich Sod beobachten, wodurch schnell klar wurde, dass der Fehler im Zuleitungsbereich lag.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Die LKW informierte umgehend die EKZ, damit gezielte Massnahmen zur Wiederherstellung der Stromversorgung ergriffen werden konnten. Vom alarmierten EKZ-Monteur wurde daraufhin die EKZ-Station Letten vom Netz genommen. Danach wurde die Energieversorgungüber vom Unterwerk Bülach sichergestellt. Hierfür wurde im Schachen die normalerweise unterbrochene Zuleitung zugeschalten.

 

Dank der schnellen Analysen und Informationen seitens LKW konnte das EKZ prompt und effektiv reagieren. Hervorzuheben ist auch die notwendige Koordination von solchen Zuschaltungen mit dem Energieversorger. Denn wird ein ganzes Dorf auf einmal wieder zugeschalten, können starke Lastschwankungen im Netz auftreten, welche wiederum zu kaskadenartigen Ausfällen führen können.

Gibt es zwischen dem Stromausfall vom vergangenen Oktober und dem jetzigen einen direkten Zusammenhang?

Auch wenn in beiden Fällen die EKZ-Station Letten betroffen war, war die Ursache unterschiedlich. Somit kann ein systematischer Fehler ausgeschlossen werden.

Wie weitreichend waren die Ausfälle?

Betroffen von diesem Ausfall war der Letten und das Dorf Glattfelden. Sämtliche Haushalte und Gewerbebetriebe waren rund eine Stunde ohne Strom. Damit wurden alle Verbraucher, welche einen Netzanschluss benötigen, ausser Betrieb gesetzt. Dies hatte auch Auswirkung auf die Datenversorgung und den Internetzugang, da diese meist über einen stromgebundenen Router erfolgt. Und da heutzutage auch die netzgebundene Telefonie über den besagten Router betrieben wird, fiel auch diese aus.

 

Kunden, welche über das Datennetz vom LKW bedient werden, könnten relativ einfach wieder online gehen, denn das LKW verfügt intern über eine Notstromversorgung und stellt damit die Versorgung nach aussen sicher. Zuhause oder in der Firma müsste lediglich der Router über eine externe Batterie (Power Station) oder eine USV (Unterbrechungsfreie Stromversorgung) betrieben werden. Kleinere Lösungen sind im Handel ab bereits 250 Franken erhältlich. Damit könnte man die Telefonie wiederherstellen und sogar mit dem Laptop wieder online gehen.

 

Wer im Falle eines Stromausfalles hingegen auf das Handy-Netz setzt und sich vielleicht sogar mit einem handyeigenen «Hotspot» behilft, dürfte enttäuscht werden. Auch wenn Mobilfunkmasten über eine batteriebetriebene Notstromversorgung verfügen und damit kurzzeitigen Unterbrechungen ausgleichen, geht vielfach diesen Handymasten nach 30 Minuten den Saft aus. So auch am vergangenen Mittwoch, als um 17.45 Uhr das Swisscom-Mobilfunknetz nicht mehr verfügbar war.

Update vom 16. Januar 2024

Wie ein Leser berichtete, fiel das Handynetz von Sunrise gleich zu Beginn aus. Er teilte folgendes mit: «Bei beiden Stromausfällen war dort das mobile Telefon- und Datennetz jeweils sofort ausgefallen. Es bestand lediglich die Option, einen Notruf, vermutlich über das noch verfügbare Netz eines Mitbewerbers, abzusetzen.»

Gemäss neuen Vorschriften der Eidgenossenschaft sollten die drei Mobilfunkanbietern Swisscom, Sunrise und Salt angewiesen werden, technischer Vorkehrungen zu treffen, damit bei einem Stromausfall die Antennen bis zu 72 Stunden weiter am Stück betrieben werden können. Dazu müssten die Netzbetreiber ihre Sendeanlagen neu mit Notstromerzeugern aufrüsten, was natürlich mit sehr hohen Kosten verbunden ist.

 

Aktuell konnte die Zuleitung ab der EKZ-Station Letten noch nicht wieder in Betrieb genommen werden. So erfolgt die Versorgung nach wie vor über das Unterwerk Bülach. Auch wenn einer solcher Vorfall für die Betroffenen Personen immer ärgerlich ist, unterstreicht er auch die Wichtigkeit eines effizienten Krisenmanagements und der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Energieversorgern. So konnte dank des schnellen Handelns grössere Unannehmlichkeiten vermieden werden.

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