Fünf Tage auf der grossen Bahnhof-Bühne

| Koni Ulrich

Der auf der Glattfelder Wöflishalde aufgewachsene, gelernte Holzbildhauer Valentin Rihs hat im Rahmen der SWISSARTEXPO drei seiner grösseren Werke fünf Tage lang in der Halle des Hauptbahnhofs gezeigt. Ein für ihn aufregendes Erlebnis.

Zwar hatte der in den Neunzigerjahren an der Brienzer Holzbildhauerschule ausgebildete Künstler schon früher einige ausgewählte Objekte zeigen können, etwa im Rahmen von selber initiierten Kunstsymposien in Schaffhausen oder Bülach. Aber diese Adresse im Herzen der Stadt Zürich, in der imposanten Bahnhofshalle, und erst noch unweit des fliegenden Engels von Niki de Saint Phalle, das ist nochmals eine andere Kategorie. «Ich konnte diverse Arbeiten, teils elektronisch bei der Kunstplattform ARTBOXY einreichen und dann einfach abwarten, wie sie beurteilt würden», sagt Rihs, dann kam zu seiner grossen Freude der Zuschlag. Vor der Brienzer Zeit hatte der heute 44-Jährige noch ein 10. Schuljahr und ein Jahr an der Kunstgewerbeschule angehängt, so dass er erst mit 17 Jahren die vierjährige Ausbildung im Berner Oberland antrat.

Eine Blume und zwei Hybride

Wir stehen in der Hallen-Ecke vor dem Ausgang zu den Tramhaltestellen an der Limmat. Eben haben die Hilfskräfte die metallenen Schranken der ansonsten offenen Ausstellungsfläche weggeräumt, die Ausstellung ist nun vom Mittwochabend bis Sonntag fürs Publikum geöffnet, und dies bei freiem Eintritt. Valentin Rihs erklärt, dass ihn vorab das grösste Objekt, die in Fichte geschnitzte und mit Ölfarbe bemalte Blume, lange auf Trab gehalten habe. Im Ganzen sei er mehr als ein Jahr damit beschäftigt gewesen, wenn auch nicht rund um die Uhr. Logischerweise hat der Handwerker jeweils auch noch andere Aufträge am Laufen, wovon er letztendlich leben kann. So ist er seit vielen Jahren bei Beat Künzler oder Marcel Nyffenegger beschäftigt, die er bei verschiedensten Projekten unterstützt. Letzterer ist eigentlich Tierpräparator in Schaffhausen. Für ihn hat Rihs schon mal bei einem Modell einer älteren Dame mitgewirkt, das im Museum Allerheiligen für ziemliche Verwirrung sorgte. Nicht wenige der Museumsbesucher waren nahe daran, mit der täuschend lebendig aussehenden Lady zu plaudern anzufangen. Dabei war sein Auftrag gewesen, die innere Konstruktion der Dame gemäss den Plänen ihres Schöpfers auszuführen. Ein andermal gab es Aufträge von Bost Keller in der Eventhallte Maur oder dann baute der Holzbildhauer ein paar Wochen lang am Gebirge in der bekannten Modellbahnanlage im Bahnhof Bergün.

Erfinder der Schnirkel-Figur

Neben der Blume sind in Zürich zwei schneckenähnliche Skulpturen, die irgendwo zwischen Gewächs und Tier anzusiedeln und aus Weidenholz geschnitzt sind, etwas kleiner postiert. Nicht alle Besucher sehen das mit den Schnecken allerdings gleich. Jugendliche sollen in den Figuren auch schon Delphine oder gar eine Cobra gesehen haben, sagt Rihs, nachdem er schon bald den ersten Ausstellungstag hinter sich hat. Wer sich an die fünf zweitägigen, legendären Openair-Wochenenden an der Glatt in Glattfelden erinnern kann (2003 bis 2007), der merkt unweigerlich, dass jenes Symbol oder Logo der Schnirkel-Figur aus der Hand desselben Künstlers stammte. Die drei Objekte in der Bahnhofshalle sind angeschrieben und nicht ganz billig, wobei die Blume allein schon wegen ihrer Grösse am teuersten ist. Immerhin muss der junge Künstler den Organisatoren keinen Anteil zurückbezahlen, sollte er denn einen einzelnen Käufer oder eben eine Institution wie eine Bank oder eine Stiftung finden. «Andererseits war eine ebenfalls happige Standgebühr im Voraus zu bezahlen», so der heute in Wülflingen lebende frühere Glattfelder. Am Sonntagabend um 19 Uhr wird der Bahnhofhallen-Spuk Geschichte und der Holzbildhauer um eine ganz besondere Erfahrung reicher sein,

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