«Warehuus Blues»

Glattgedanken

| Christian Ulrich

So hiess der Song der Berner Band Rumpelstilz, welcher im Sommer 1973 als Single mit einer Auflage von 2000 Stück veröffentlicht wurde. Speziell daran ist, dass es die erste Platte war, die Rock mit Schweizer Mundart verband. Daran erinnert wurde ich von der Aargauer Zeitung in ihrer Ausgabe vom 5. August. Polo Hofer (1945-2017) als Rumpelstilz-Frontmann hatte damals den Song von Bob Dylan adaptiert und dazu einen konsumkritischen Text verfasst. Dass die Melodie gestohlen war, hatte lange niemand bemerkt. Die Platte fand in den Medien gute Beachtung, verkaufte sich hingegen nur mässig, ist aber aus obgenannten Gründen ein Meilenstein in der Schweizer Pop- und Rockgeschichte.

 

Aber – dieser Wechsel vom anscheinend unverzichtbaren Englisch in der Rock-Musik zum Schweizerdeutsch war damals ein Riesending. Ich erinnere mich noch genau an meine «Sternstunde». Es war Mitte der 1970er Jahre. Vom WK in Thun gings in den Wochenend-Urlaub. Ich durfte mit meinen Berner Kollegen im offenen Sportwagen nach Bern mitfahren, um dort von besseren Zugsverbindungen in die Ostschweiz zu profitieren. Es war herrliches Wetter, die Stimmung entsprechend ausgelassen. Es fehlte nur noch die Musik, also stellte einer das Autoradio an - und Polo mit den Rumpelstilz fragte: «Bini gopfridstutz en Kiosk, oder bini öppe e Bank?» Ich war wie elektrisiert, wollte wissen, wer singt, wer die fetzige Musik macht. «Das ist der Polo mit den Rumpelstilz. Kennst du die nicht?», war die Reaktion meiner Kollegen.

 

Auch wenn andere bei der Geburtsstunde des Mundartrock ihre Hände mit im Spiel hatten (z.B. Toni Vescoli: «Scho rot», Die Minstrels: «Grüezi wohl Frau Stirnimaa»), so darf doch festgehalten werden, dass keine Band wie die Rumpelstilz dessen Anfänge so stark prägten. Und nicht nur der «Kiosk» ist längst auch im Singbuch der Schule zu finden.

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