Ein Hobby voller Leidenschaft

Modelleisenbahn

| Ruth Hafner Dackerman

Die beiden Glattfelder Marco Rossi und Jürg Keller haben seit Jahren ein gemeinsames Hobby. Sie bauen an ihrer Eisenbahnanlage in Embrach – ein Projekt, welches nie beendet ist.

Wer den rund 20 Quadratmeter grossen Raum im Untergeschoss der Ford-Garage betritt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Unzählige Details sind zu entdecken, während mehrere Zugkompositionen ihre Runden drehen. Meistens seien es keine Nachbauten, sondern Fantasielandschaften, erklärt Jürg Keller. Die Standseilbahn sei nach Vorbild von Stuttgart erstellt worden, die Walliser Bietschtal-Brücke sei ein Bausatz gewesen. Durch den städtischen Teil verkehren zwei Hauptbahnen – eine fährt nach rechts, die andere nach links. Eine Nebenbahn fährt durch den ländlichen Teil, vorbei an Schrebergärten, einer Baustelle mit Kranen und Baggern, an den mit gelben Dächern versehenen Glattfelder Marktständen. Sogar eine Hochzeitsfeier sowie eine Beerdigung gibt es zu entdecken. Bei der Fabrik im Jakobstal brennt es, die Feuerwehr steht bereit. Zum Alpfest gehören die Alphörner, der Badesee nebenan verlockt zu einem erfrischenden Bad.

Schreiner und Automechaniker ergänzen sich

Alles ist im Massstab 1:87 gehalten, die Spurbreite der Geleise wird mit H0 bezeichnet. Keller zeigt auf den unterirdischen Schattenbahnhof, von welchem aus vieles gesteuert wird. «Die Tunnelportale haben wir aus Gips selbst hergestellt, die Felswände aus Baumrinde», erklärt Keller. Als gelernter Schreiner ergänzt er sich bestens mit seinem Kollegen. Marco Rossi ist ausgebildeter Automechaniker und vor allem für die Technik zuständig. Beide kennen sich schon seit der Kindergartenzeit. Rossi habe es schon als kleiner Bub zu Märklin-Eisenbahnen hingezogen, Keller spielte gern mit Lego. «Wir sind ein perfektes Duo. Er arbeitet allein, ich arbeite allein – doch immer wieder kommt der eine oder der andere mit einer neuen Idee», sagt Keller lachend.

Eintauchen in eine andere Welt

Rossi spritzt etwas Öl in einen Verdampfer, damit es raucht. Er erzählt von Bausätzen, welche die passenden Geräusche liefern, von Reglern, Steuerungen und Verkabelungen. «Mit einer Modelleisenbahn ist man nie fertig.» Auch wenn nicht immer beide Kollegen einmal pro Woche vor Ort sind, sei es jedes Mal ein Eintauchen in eine eigene Welt, die Spass mache – weg vom Stress des Alltags. «Manchmal treffen wir uns einfach nur auf einen Schwatz und ein Bier.» Zehn Jahre habe es gedauert, bis sie die Anlage zum ersten Mal fahren lassen konnten, erst nachher sei die Landschaft mit allen Details hinzugekommen.

Im Nebenraum lagern Moose, Bäume, Mauerplatten, Strassen- und Häuserbeleuchtungen, verschiedene Menschenfiguren und sogar ein Toitoi. «Diese Geleise müssen als nächstes eingeschottert und farblich behandelt werden», erklärt Keller. «Korn für Korn wird hineingestreut, mit einem Pinsel verteilt und anschliessend mit Leim festgemacht.»

Nun geht die Nachtbeleuchtung an. Die Züge drehen für heute ein letztes Mal ihre Runde. Die Freude am Betrachten dieser Szenerie ist der Lohn für eine Arbeit, welche sich weder in Zeit noch Geld beziffern lässt.

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