Allerletzte Chance für den Recyclinganhänger

Missbrauch des Recyclingdienstes in Zweidlen

| Ruth Hafner Dackerman

In Zweidlen Station droht das Aus für den Recyclinganhänger, welcher jeweils dienstags vor Ort steht. Entsorgt wird alles andere als die vorgeschriebenen Materialien.

Glas, Pet, Dosen, Karton, Kaffeekapseln und Batterien – dies alles könnte problemlos jeweils am Dienstag im bereitgestellten Recyclinganhänger am Bahnhof Zweidlen entsorgt werden. Dies mit der Grundidee des Dienstes am Bürger, ökologisch kurzen Wegen und der Verringerung der Ansturmzeiten an der Sammelstelle in Glattfelden, welche jeweils mittwochs und freitags von 16 bis 19 Uhr sowie am Samstag von 10 bis 14 Uhr geöffnet ist.

Wer sich am Dienstagabend den Anhänger ansieht, trifft auf unhaltbare Zustände. Die einzelnen genau gekennzeichneten Behälter quillen über mit Abfall jeglicher Art. Neben gefüllten Windeln liegen Grilladenverpackungen, leere Milchpackungen, Plastikabfälle und alles, was eigentlich in den normalen Kehrichtsack gehören würde. Sogar Flaschen mit giftigem Inhalt werden angetroffen. Für René Gasser, Gemeinderat mit Ressort Infrastruktur, ist dies ein unhaltbarer Zustand. «Es wundert mich, dass noch keine Autos und Motorräder entsorgt wurden.» Probleme bereite vor allem das wilde Durcheinander der verschiedenen Wertstoffe, gemischt mit Restmüll.

Das Angebot wird wohl eingestellt

Bei der Einführung des Konzepts vor mehreren Jahren an fünf verschiedenen Standorten – zwei in Glattfelden und drei in den Aussenwachten Schachen, Zweidlen Dorf und Zweidlen Station - war man davon ausgegangen, dass die Anhänger jeweils innert weniger als einer halben Stunde an der Sammelstelle geleert werden könnten. «Heute müssen wir jedes einzelne Behältnis zerlegen und neu sortieren, was einen enormen Zeitaufwand von mehreren Stunden verursacht», so Gasser. Mehrere Aufrufe, Plakate und App-Pushs hätten zu keiner Verbesserung geführt. «Wir haben uns deshalb entschieden, das Angebot per Ende Juli dieses Jahres einzustellen.»

Die Standorte an der Juchstrasse und an der Emmerstrasse seien von Anfang an problematischer als die Standorte in Schachen und Zweidlen gewesen. «In Glattfelden ist die Anonymität grösser, und wir sahen uns relativ schnell mit dem Problem von Fremdstoffen konfrontiert.» Man habe versucht, dieses Problem mit ständigem Personal vor Ort in den Griff zu bekommen. «Leider kam es bei mündlichen Ermahnungen von Fehlbaren zu Diskussionen und unschönen Szenen, sodass wir diesen Dienst an den zwei Glattfelder Standorten schon vor einiger Zeit einstellen mussten.»

Es entwickelt sich ein Mülltourismus

Gasser hält fest, dass jeder Standort mit der Zeit Probleme durch Fehlentsorgungen aufweise – bei den einen dauere es länger, bis es zu Missständen komme, als bei den anderen. «Es entwickelt sich zudem ein Mülltourismus. Steht der Anhänger nicht mehr an einem Standort, fährt man halt mit dem Auto hinterher, um den Restmüll auch noch abladen zu können und die paar Franken für den Kehrichtsack zu sparen.» Fairerweise müsse aber gesagt werden, dass der Grossteil der Bevölkerung sich korrekt verhalte. «Es sind einzelne wenige Personen – teils auch Auswärtige – welche diesen Missstand verursachen.»

Sollte sich zeigen, dass in den nächsten Wochen an einem Standort keinerlei Probleme mehr festgestellt würden, werde man das Angebot provisorisch weiterlaufen lassen. Zusätzliches Personal zur Kontrolle werde man nicht aufbieten. «Zu kostenintensiv. Die Erfahrung in Glattfelden hat auch dazu geführt, dass sich für eine solche Aufgabe schwerlich Personal finden lässt.» Allfällige Abfallsünder würden durchaus gebüsst, falls sie erwischt würden. Meistens sei dies aber nicht der Fall.

Der Aufwand hat sich massiv gesteigert

Die Kosten dieser Dienstleistung seien bei korrekter Nutzung sehr gering. Das Aufstellen und Abholen des Anhängers nehme wenig Zeit in Anspruch. Auch die Leerung in der Sammelstelle erfolge in kurze Zeit. «Dies setzt aber voraus, dass die Trennung sauber erfolgt und die Behältnisse im Anhänger als Ganzes geleert werden können.» Bei der aktuell missbräuchlichen Nutzung steigere sich der Aufwand von den geplanten 15 bis 20 Minuten auf mehrere Stunden. «Ferner sind die Kosten für den Restmüll zu rechnen, welcher via Kehrichtsammlung entsorgt werden sollte.»

René Gasser zeigt sich enttäuscht darüber, dass einige wenige Uneinsichtige ein sinnvolles Angebot so sehr torpedieren können, dass es sich nicht mehr lohnt, es aufrechtzuerhalten. «Auch die Mitarbeiter des Werkhofs lassen sich nicht entmutigen. Gemeinsam werden wir neue Ideen entwerfen, prüfen und ausprobieren.» Auch wenn das Projekt Recyclinganhänger scheitere, mache die Arbeit an der Sammelstelle und mit den dort arbeitenden Personen Freude. «Das Konzept der Sammelstelle ist eine sinnvolle Art, Müll zu reduzieren, Wertstoffe zu sammeln und mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen.»

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