Auch mit kompliziertem Humor lässt sich das Publikum begeistern

Kabarett mit Bänz Friedli

| Ruth Hafner Dackerman

Der Saal im Gottfried-Keller-Zentrum ist bis auf den letzten Platz besetzt. Bänz Friedli lockt mit seinem Programm «S isch kompliziert» zahlreiche Gäste an.

Mit Schwung betritt Bänz Friedli die Bühne, macht mit der ersten Aussage das Publikum bereits neugierig. «Bänz Friedli hat die Gruppe verlassen.» Die ersten Minuten geht der Kabarettist auf die aktuellen Geschehnisse im Dorf ein, scheint beinahe schon ein Insider zu sein. Locker-flockig erzählt er von «Skandalen, Krisen, Unfällen und Verbrechen», weiss von durchgebrannten Rössern, welche anscheinend auf den Bus warten, vom Verkehrschaos, von politischen Querelen. Friedli scheut sich nicht, Namen zu nennen. Jeder aus der Dorfpolitik wird erwähnt, bekommt sein Fett ab. Trotzdem bleibt Bänz Friedli immer über der Gürtellinie, teilt Kritik aus, aber stets auf humorvolle Weise.

Von der Dorfpolitik geht es über zu aktuellen Themen des Weltgeschehens, und zwar in rasantem Tempo. Endlager, Sekten, katholische Kirche, Frauenfussball, Frauenstreiktag, Umweltthemen, Krieg – nichts bleibt von den pointierten Aussagen des 58-Jährigen verschont. Auch der Bundesrat wird parodiert, und zwar jeder einzelne in seinem Dialekt. Die Zuschauer kaufen ihm Alain Berset genauso ab wie Viola Amherd und Karin Keller-Sutter. Immer wieder verknüpft er die Aussage «Es isch halt kompliziert» mit dem Titel seines Programms.

Von einer Pointe zur nächsten

Zwei Stunden lang ist Bänz Friedli voll präsent, verliert nie den roten Faden, kassiert Lacher um Lacher. Als Zuschauer darf man es sich nicht erlauben, einige Sekunden unaufmerksam zu sein. Viel zu schade wäre es, eine weitere Pointe zu verpassen. Kein Wunder, ist das Publikum nach der Vorstellung restlos begeistert. Eine Zugabe reicht nicht – ein kurzer Witz zu alt Bundesrat Ogi gibt es als allerletztes Zückerchen, bevor Friedli zum Bahnhof Glattfelden gefahren wird. Auch dieser Bahnhof irgendwo im Niemandsland ist Stichwort seines Programms am heutigen Abend. «Den Bus Nummer 540 muss ich mir merken.»

Rund einen Tag verbringe er mit dem Recherchieren der aktuellen Themen des jeweiligen Auftrittsortes, erzählt Bänz Friedli in der Pause. «Der Abend soll für die Besucher immer einmalig sein.» Für sein zweistündiges Programm voller Themenwechsel brauche er die Technik der bildlichen Vorstellung. «Ich habe die Bilder im Kopf und nehme Eselsbrücken für die Übergänge zur Hilfe.» Das Memorisieren sei wie ein Training und gehe im Alter sogar besser. «Mein Hirn ist manchmal zwar sehr zerstreut, aber wenn es drauf ankommt, bin ich sehr konzentriert», sagt er lachend. Bis 2024 wird Friedli mit dem jetzigen Programm auftreten. Bereits jetzt sammelt er Ideen für das nächste Programm.

IG Kultur zusammen mit Kafi Judith

Den Anlass organisiert hat die IG Kultur zusammen mit dem Kafi Judith mit Geschäftsführerin Monika Zollinger. Andrea Wydler Meier, Präsidentin der IG Kultur, freut sich über den gelungenen Anlass. «Wir Vorstandsmitglieder arbeiten ehrenamtlich. Die Gemeinde gibt uns eine Defizit-Garantie.» Ein allfälliger Gewinn gehe zurück an die Gemeinde, wobei die IG Kultur eine kleine Gewinnbeteiligung erhalte. Zweimal pro Jahr wolle man gemeinsam ein kulturelles Ereignis organisieren. Als nächstes steht Frölein Da Capo am 14. September an.

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