Zwischen Glockenschlag und Gemeinschaft

Die inspirierende «Lange Nacht der Kirchen»

| Yvonne Russi

Am Freitagabend um 18 Uhr läuteten die Glocken zahlreicher Landeskirchen. Ihre Türen öffneten sich weit für die «Lange Nacht der Kirchen», so auch bei unserer evangelisch-reformierten Kirche.

Unabhängig von Alter, religiöser Bindung oder Vorkenntnissen wurde die Bevölkerung von der reformierten Kirche eingeladen, gemeinsam zu singen, zu essen, zu basteln, zuzuhören und ins Gespräch zu kommen. Sowohl das Pfarramt als auch die Kirchenpflege beteiligten sich aktiv am Event, welcher in elf Kantonen zeitgleich stattfand.

Es war ein buntes Feuerwerk an Aktivitäten. Die kleineren Besucher hatten die Gelegenheit, beim Bau von Lego-Kirchen kreativ zu werden, mit der «Chügelibahn» zu spielen oder sich auf dem behaglichen Sofa eine Geschichte von Isabella Acklin vorlesen zu lassen. Spannende Kirchturmführungen fanden alle 15 Minuten statt. Und beim Abendessen gab es von Claudia Lee und Daniela Löpfe selbst gemachtes Risotto, Gebäck und Zuckerwatte. Für musikalische Unterhaltung sorgte das Konzert der «Junior Rock Band» der Musikgesellschaft Glattfelden. Weiter wurde ein Überraschungsfilm im «Unti-Zimmer» gezeigt und später noch ein stimmungsvolles Taizé-Singen organisiert.

Hoch hinaus mit viele Stufen und Glockenschlägen

Alle fünfzehn Minuten starteten Kirchturmführungen, bei denen Besucher in Gruppen die Wangentreppen bis zum Uhrwerk hochgeführt wurden. Mit Gehörschutz ging es dann noch eine Etage höher, um die zwei beeindruckenden Glocken zu sehen. Während die Gruppen auf den viertelstündlichen Glockenschlag warteten, vermittelte Andreas Rechsteiner die faszinierende Geschichte der Glocken. Diese reichte bis ins Jahr 1853 zurück. In diesem Jahr wurde der alte Glockenturm mit seinen drei kleinen Glocken abgerissen und ein neuer Turm errichtet. In einer Glockengiesserei in Aarau wurden vier neue Glocken gegossen und im Jahr 1862, also vor genau 160 Jahren, angeliefert. Etwa 300 Kinder halfen dabei, die Glocken in den neu errichteten Turm der reformierten Kirche hochzuziehen. Knapp vier Jahrzehnte später musste die grösste der Glocken, die 1922 Kilogramm wog, wegen eines Risses neu gegossen werden. Sie wurde dafür zurück nach Aarau gebracht.

Schulter an Schulter standen die interessierten Besucher im engen Glockenturm und hörten interessiert den Erläuterungen zu. Punkt 19 Uhr fingen dann auch die Glocken an zu schwingen und zu läuten. Nach einem beeindruckenden fünfminütigen Glockenläuten machten sich die Besucher wieder auf den Weg nach unten, um die Technik des Uhrwerks zu bewundern.

Hätten sie das gewusst?

Der Einsatz der Kirchenglocken der reformierten Kirche Glattfelden ist von zwei Behörden geregelt. Ein Grossteil des "politischen" oder des "bürgerlichen" Geläuts erfolgt im Auftrag der politischen Gemeinde Glattfelden. Im Auftrag der reformierten Kirche läuten die Glocken bei Gottesdiensten, Hochzeiten und anderen kirchlichen Veranstaltungen.

 

Die "Lange Nacht der Kirchen" fand mit dem Taizé-Singen um 22:30 Uhr ein stimmungsvolles Ende. Ein rundum gelungener Anlass, welcher die Gemeinde zusammenbrachte und neue Perspektiven auf die Kirche als Ort der Begegnung und Gemeinschaft eröffnete.

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