Mitten im grossen Bundesligafussball

| Koni Ulrich

Eine gemischte Gruppe von 17 Supporterinnen und Supportern des FC Glattfelden weilte ein Wochenende lang unter den ganz grossen deutschen Fussballclubs. Es reichte sogar für zwei Spiele mit insgesamt über 130 000 Zuschauern. Aber auch der Düsseldorfer Lokalkolorit kam dank kundiger Führung des einst einheimischen Oliver Prescher nicht zu kurz.

Man muss das einmal erlebt haben, dann reicht es wieder für einige Jahre: ein Fussballspiel im deutschen Ruhrgebiet. Wenn’s dann sogar zwei werden, umso besser, doch alles der Reihe nach. Die Reise war schon vor Corona-Zeiten gebucht gewesen und hatte dann ziemlich lange auf Eis gelegen. Jetzt galt es ernst: Ein Wochenende in der schönen Rheinstadt Düsseldorf mit einem Spiel im Dortmunder Stadion als Dessert. Mit der Anreise per Flugzeug konnte man nicht allzu viel Zeit einsparen, dauerte sie doch für die Gruppe gegen sechs Stunden, obwohl der Flug ganze 50 Minuten betrug.

Düsseldorf – das kleine Hamburg

Am Freitagabend bezogen die Glattfelder ihr Hotel im alten Hafen- und gleichzeitig Medienviertel, ein schmuckes Quartier mit dem Touch des früheren Umschlagplatzes. Einerseits musste dann die Promenade in der Düsseldorfer Altstadt als weltweit längste Abfolge von Bars besucht sein, andererseits kannte der Glattfelder Fitnessexperte Oliver Prescher als Ortskenner durchaus weitere Alternativen. So behielten die Besucher den Überblick in alle Himmelsrichtungen vom 166 Meter hohen Fernsehturm und für das erste Abendessen war im legendären Fischhaus reserviert worden. Die Promenade dem Rhein entlang, wo nicht nur trendige Biergärten einluden, sondern ganze Reihen von Liegestühlen für die Besucher am Wiesenbord eingerichtet waren, folgte am Samstag bei sonnigem Wetter. Gegen Abend regte sich dann eine gewisse Nervosität, obwohl, oder eben gerade weil, ja alle ihr Matchbillett bereits im Hosensack oder der Handtasche mit sich herumtrugen.

Mitten im Dortmunder Pulk

In der nachbarlichen Stadt Dortmund wurde den Schweizern schnell klar, dass die Fussballverrücktheit hier ganz andere Dimensionen kennt als bei uns. Schon nach dem Mittag füllte sich die halbe Innenstadt mit Menschen in schwarz-gelben Farbtönen. Vor dem Fanshop bildeten sich Schlangen. Grossfamilien pilgerten zu Hauf Richtung Stadion. Eine Tücke des Reiseveranstalters bestand darin, dass fast alle Mitglieder der Schweizer Reisegruppe einen Einzelplatz, oder höchstens zwei nebeneinander, zu besetzen hatten. So waren die 17 über das ganze Signal Iduna-Stadion in Dortmund verteilt. Mein Glück, denn, wie hätte ich sonst die Nachbarinnen zu meiner rechten kennen gelernt? Jene Gruppe hat, wie man mir erklärte, jeweils acht Saisonkartenplätze zur Verfügung, welche an jedem Heimmatchwochenende unter Enkeln bis Grossmüttern verteilt werden. Die jeweils eineinhalbstündige Autofahrt nehmen sie dabei jedesmal locker in Kauf.

Kantersieg und Spitzenplatz

Der Zufall wollte es nun, dass eine halbe Stunde vor dem abendlichen Spielbeginn, die Bayern als grösste Rivalen des Heimclubs gerade von Mainz besiegt worden waren. Ein Grund für die Fanwand, den bereits ohrenbetäubenden Lärm noch eine Spur aufzudrehen. Während reihenweise eher brachialische Songs vom Lautsprecher mitgebrüllt wurden, machten sich auf dem Platz Fahnenschwinger bereit. Das sei immer so, versicherten mir meine Nachbarinnen, und dann stand da die Zahl der Zuschauer auf dem etwas zu kleinen Bildschirm: 81 145 – und das, wie es aussieht, bei jedem Heimspiel! Dass die Dortmunder schliesslich ihre Frankfurter Gegner gleich mit 4 : 0 heimschicken und damit an die Spitze der Tabelle stürmen sollten, war dann noch das Tüpfelchen auf dem I. Später im Hotel klang die Begeisterung noch so stark nach, dass mittels der Suchfunktion einiger elektronischer Geräte erste Vorkehrungen getroffen wurden, am Sonntagabend auch noch den Match in Gladbach, gegen Urs Fischers Union Berlin, zu besuchen.

Gesagt, getan, wenn auch nicht mehr alle mitkamen. «Unser» Trainer Urs Fischer gewann dann dort mit 0 : 1 auswärts, was einigen von uns zwar gefiel. Aber, die Daheimgebliebenen hatten letztlich eine gute Nase gehabt, denn dieser zweite Match kam niveaumässig keine Minute an den ersten heran. Ja, er war geradezu mies, sicher nicht besser als jedes Superleague-Spiel in der Schweiz. Das muss auch wiedermal gesagt sein. Beim Heimreisen aus Deutschland am Montagabend war das dann schon vergessen, sonst hätte Reiseleiter Geri Peter im kleinen Kreis nicht inoffiziell verlauten lassen, dass man in zwei Jahren ja nach Mailand fahren könne, da seien gleich zwei Spitzenclubs in derselben Stadt. − «Okay, bin wohl dabei, aber dann mit dem Zug!»

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