Kühle Brise streift Gottfried Keller

Gottfried-Keller Stiftung

| Koni Ulrich

Das Schaffhauser Sextett «Coolbreeze» lud am Sonntag zum beschwingten Konzert mit Querverweisen auf den im gleichen Haus geehrten Dichter. Die agile Schaffhauser Combo zog so ziemlich alle Register ihrer immerhin 22-jährigen Geschichte.

Der Urvater von «Coolbreeze» und heutige Bülacher, Werner Lempen, liess es sich nicht nehmen, am Sonntag nach Glattfelden zu reisen um einen Teil seiner alten Kumpanen live zu erleben. Diese hatten sich zwar mit den Jahren zu einer gemischten Combo mit vier Männern und zwei Frauen (Silvia Müller / Stimme, Lisa Walter / Kontrabass) gewandelt, ihr Sound aber, so der Senior, begeistert ihn und das Publikum genau wie einst. Logisch, dass Lempen zum Abschied noch zusammen mit der Sängerin für den Fotografen hinstehen durfte.

Die Musik und der Poet

«Coolbreeze» lebt also immer noch, und wie, erfuhr das Glattfelder Publikum am Sonntag nach der Kirche anhand von 20 teils zeitlich ziemlich weit zurückreichenden Titeln, zu denen Pianist und Arrangeur-Jean Charles Reber, wo es angebracht war, die nötigen Einordnungen lieferte. Wenn aber Sängerin Silvia Müller die Ansage übernahm, liess sie keinen Zweifel daran, dass sie womöglich mehr Keller gelesen hat als mancher der Zuhörer. So spann sie etwa die Verbindung des «Song for my father» zu des Dichters Vater Hans Rudolf Keller, welcher viel zu früh verstorben war und die Familie zurückliess, als der Dichter gerade mal fünf Jahre alt war. Später gab es bei Keller zwar wieder einen Stiefvater, zu welchem der junge Mann aber nie richtig finden sollte. Ein anderes Lied, «Lonesome Road» erzählte vom Schweiss, der bei harter Arbeit in die Erde tropft, wie es wohl zu Gottfried Kellers Ferienzeiten gewesen sein musste, wenn im damaligen Bauerndorf die Landwirtschaft noch ohne technische Hilfsmittel zu funktionieren hatte. Weitere musikalische Etappen der Tour mit «Coolbreeze» streiften Spanien, Ipamena in Brasilien oder die Insel Cantaloupe.

Ruhiger auf der Alp

Dass die Fetzen nicht immer zu fliegen haben, zeigte ein Abstecher auf die Alp, wenn mit «Nan» von Thierry Lang die mehrstimmigen, lang gehaltenen Alpgesänge im Stil des «Ran des vaches» erklangen. Schlagzeuger Hugo Battaglia strich und streichelte für einmal, statt zu schlagen. Diese neuen Töne verlockten nicht wenige im Saal, kurz mit geschlossenen Augen innezuhalten. Unterstützt von den zwei Bläsern Urs Bossart (Saxofone, Klarinette) und Geri Bürgin (Posaune) glaubte man, den Sonnenuntergang zu erleben – dies um die Mittagszeit. «Wir bleiben wie Louis Armstrong Optimisten, auch in schwierigen Zeiten», hiess es später seitens der Sängerin, vor der zweistimmig mit dem Pianisten am Flügel, Jean-Charles Reber, angestimmten wunderbaren Welt, «Wonderful World». Schön, wieder mal mitzubekommen, was da alles Schönes zu bewundern wäre, wenn man sich nicht auf die schlechten Nachrichten konzentrierte. Wie oft sind es dann gegen den immer übermütigeren Schluss hin die auch einmal etwas «schnulzigen» und vielleicht weltweit rauf- und runtergespielten Standards, welche das Publikum in aufgeräumter Stimmung entlassen: «Ain’t she sweet?», «Blue Moon» oder «Billie’s Bounce».

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