Jugend in der Krise?

Glattgedanken

| Christian Ulrich

2022 wurde das Beratungstelefon von Pro Juventute über Nummer 147 so oft angerufen wie noch nie. Der Beratungsaufwand stieg um 40 %, und 161 Mal mussten Polizei oder Sanität alarmiert werden, weil Gefahr bestand, dass ein junger Mensch sich selber oder andere gefährdete. Wenn man diese Zahlen liest, stellt man sich obige Frage.

 

In unserem reichen, trotz allen Abstrichen gut funktionierenden, friedlichen und erdbebenfreien Staat geht es der Jugend schlecht. Das ist doch irgendwie verrückt. Am 23. Januar 2023 stand im Tagesgespräch auf Radio DRS 1 Katja Schönenberger, Direktorin der Stiftung Pro Juventute, den Radioleuten Red und Antwort.

 

Zur Ursache meinte sie, die Klimaproblematik und der Ukrainekrieg treffe die Jugend in einer Zeit, in welcher sie besonders verletzlich sei, die Zeit der Identitätsfindung, der Loslösung von der Familie, der Berufswahl. Auch sei der Krieg für sie nicht so weit weg, wie wir vielleicht denken, denn die Jungen seien auf den sozialen Medien unterwegs und bekämen vieles hautnah mit.

 

Was sind Warnzeichen, dass es einem jungen Menschen nicht gut geht? Schlafstörungen, keine Lust mehr an Dingen, welche einem früher Freude bereiteten, Rückzug, Abbruch der Kommunikation. Für Eltern und andere Bezugspersonen sei es eminent wichtig, in einem solchen Fall mit der/dem Jugendlichen das Problem anzusprechen, sagt Schönenberger, offen und nicht wertend.

 

Die Pro Juventute-Direktorin fordert von der Politik, es müsse mehr investiert werden in eine gesunde psychische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen: Erstanlaufstellen stärken, Psychiatrie mit mehr Therapieplätzen ausbauen. Etwas hebt Schönenberger besonders hervor, den Aufbau von Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit. Das heisst für alle Bezugspersonen: Den Jungen nicht alle Hürden und möglichen Stolpersteine aus dem Weg räumen!

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