Grosses Ärgernis auf dem Friedhof

Hundekot

| Ruth Hafner Dackerman

Seit bald neun Jahren ist Jürg Keller Totengräber. In den letzten Monaten steht er täglich einem gröberen Problem gegenüber. Trotz umzäuntem Areal liegt regelmässig Hundekot im Friedhof.

Jürg Keller liebt seine Tätigkeit im Nebenamt. Er ist Totengräber, macht das Grab auf, setzt Verstorbene bei. «Dies ist der allerletzte Dienst, den man jemandem erweisen kann», sagt er. Zudem sei es von Vorteil, wenn man als Einheimischer die Menschen gekannt habe. Gleichzeitig bedeute diese Tätigkeit ein völliges Abschalten von seinem Geschäft, der Schreinerei Ernst Keller. Keller schätzt die Ruhe auf dem Friedhof, mag den riesigen Garten mit den wunderschönen Pflanzen, findet es spannend, mit Besuchern ins Gespräch zu kommen. «Für mich ist der Friedhof kein Hof, sondern ein Friedgarten. Auf dem Friedhof sind alle Menschen ehrlich.»

An diesem Friedgarten hat der Totengräber seit dem Sommer weniger Freude als auch schon. Auf dem täglichen Kontrollgang trifft er regelmässig auf Hundekot, trotz dem Eisenhag, mit welchem das Areal umzäunt ist, trotz dem Schild, welches an Hundehalter gerichtet ist: «Wir müssen draussen warten – danke». Anfangs habe er gehofft, dass die Situation sich von selbst bessere. «Vielleicht stand das Gittertor aus Versehen einmal offen.» Doch das Gegenteil trat ein. «Inzwischen sind es zwei, drei Haufen pro Tag, welche ich jeweils entfernen muss.» Keller vermutet, dass es immer der gleiche Hund ist und dass man diesen bewusst auf das Areal lässt, damit er seine Notdurft verrichten kann. Bis jetzt konnte er allerdings den fehlbaren Hundehalter nicht ausfindig machen.

Bitte geht an Hundehalter

In seiner Not wandte sich Keller an die Gemeinde und bat darum, dass eine Überwachungskamera installiert werde. Dort bekam er allerdings eine Absage. Der Friedhof sei ein öffentliches Areal. Auf diesem dürfe man ohne Bewilligung keine Kameras installieren. Jürg Keller mag Tiere. Seine Bitte geht an die Hundehalter, solches Treiben zu unterlassen. «Es ist einfach eine Schweinerei gegenüber den Friedhofbesuchern, welche in die Hundehaufen treten.» Zudem sei es pietätlos, Hunde in das Areal zu lassen. «Wenn der Hundehalter erwischt wird, muss er mit einer Busse von 100 Franken rechnen.»

Die Gemeinde nimmt folgendermassen Stellung. Gemäss Friedhofvorsteherin Sanja Smajic, Leiterin Abteilung Gesellschaft, sei das Problem erkannt, und es wurde bereits gehandelt. «Uns wurde mitgeteilt, dass es ab und zu Hundekot auf dem Friedhofareal gibt.» Das wahre Ausmass habe sich nun über die Feiertage gezeigt. «Wir wurden umgehend durch Jürg Keller darüber informiert.» Die bereits vorhandenen kleinen Hinweistafeln wurden prompt durch grössere Hinweisschilder an den Toren ergänzt. «Wir hoffen, dass sich durch diese Hinweise die Hundehalter an das Hundeverbot auf dem Friedhof halten werden. Über Hinweise der Bevölkerung bei Übertretung des Verbots sind wir dankbar.» Durch diese Massnahme versuche man, dem Problem entgegenzuwirken. «Aus Pietätsgründen sieht die Gemeinde von einer Videoüberwachung auf dem Friedhofgelände ab. Wir möchten diesen Ort der Besinnung und Trauer für die Angehörigen nicht mit einer Kamera überwachen.» Sollten die neuen Hinweistafeln allerdings keine Besserung bringen, würden weitere Schritte geprüft. Die Entsorgung von Hundekot gehöre definitiv nicht zum Aufgabenbereich eines Totengräbers. «Wir sind Jürg Keller allerdings sehr dankbar, dass er sich diesem Problem trotzdem gewissenhaft annimmt.»

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