Und kein Fahrer!

Glattgedanken

| Christian Ulrich

Über die Festtage ist mir ein Auto-Werbevideo im Kopf hängen geblieben: Es ist Nacht. Zwei Männer sind zu sehen in einer Suite mit Cheminée-Feuer. Der ältere, ein elegant gekleideter Herr, muss irgendwo den Weihnachtsmann spielen, wie man im Video später erfährt. Der junge meint, es sei jetzt Zeit, und die beiden gehen – nein, nicht auf die Rentierweide, sondern – in eine riesige, leere Halle, in welcher mittendrin ein glänzendes Auto steht. Ein Schriftzug unten auf dem Bildschirm verrät, dass das Konzeptfahrzeug nicht als Serienmodell verfügbar ist.

 

Der Wagen überrascht den Weihnachtsmann und er fragt: „Immer noch keine Kufen?“ Dann setzt er sich hinters rechteckige Lenkrad, welches alsbald im Armaturenbrett verschwindet, und der junge Autoverkäufer (so interpretiere ich seine Rolle) ergänzt: „Und kein Fahrer!“ Dann bekommt der Weihnachtsmann noch den Wunschzettel ausgehändigt, lässt sich entspannt ins Polster sinken, und man sieht den Wagen über nächtliche, verschneite Strassen davonpreschen.

 

Aus der NZZ vom 9. August 2022 habe ich einen Artikel aufbehalten mit dem Titel „Auto ohne Fahrer weckt Ängste“. Darin wird von einer Studie berichtet, für welche in Deutschland gut 2100 Personen verschiedener Altersgruppen befragt wurden. Als Ergebnis wird formuliert: „Die Zeit für eine flächendeckende Einführung autonomer Fahrzeuge ist in Deutschland noch nicht gekommen.“ Zu gross sei die Skepsis der Bevölkerung dem Ansinnen gegenüber, das Fahren an ein elektronisches System abzugeben.

 

Für den Weg von A nach B gebe ich schon heute das Fahren gerne an die Busfahrerin oder den Lokführer ab, da brauche ich keine teure, mit Elektronik vollgepumpte Karosse. Aber wenn ich bei schönem Wetter mal einen Besuch im Zürcher Weinland machen will, dann würde ich mich ärgern, wenn das Lenkrad im Armaturenbrett verschwinden würde.

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