«Laut Gesuch vom 21. Oktober 1902 wünscht der Christliche «Musikverein Glattfelden», der Posaunenchor, an der Sylvesterfeier mit Vorträgen mitzuwirken, da dies Leute die ihnen freiwillige Beiträge zukommen liessen verlangt haben. In Berücksichtigung dieses Standpunktes, und da Musikvorträge eine Feier nur verschönern helfen, kann die Pflege dieses Streben nur begrüssen & erteilt hiefür gern die Bewilligung. Hingegen glaubt sie nicht ganz kompetent zu sein aus freier Hand diese Erlaubnis zu erteilen, da sie nicht organisierende Körperschaft der Sylvesterfeier ist, sondern die Gesangvereine. Der «Posaunenchor» wird daher eingeladen, sich noch an diese zu wenden». So steht es im Protokollbuch der Kirchenpflege vom 21. Oktober 1902. Da begann der Posaunenchor mit dem Sylvesterkonzert von 1902 die Glattfelder Blasmusiktradition. Das Sekretariat der schweizerischen Posaunenchöre legt die Gründung des Glattfelder Chors ebenfalls ins 1902.
Die Gründung war für unser Dorf auch von sozialpolitischer Bedeutung. Sie war Teil des Kampfes gegen den Alkoholismus, der damals sowohl im Bauernstand wie auch in der Arbeiterschaft viel Elend in die Familien brachte. Der abstinente Posaunenchor pflegte enge Beziehungen zum Blauen Kreuz, der Chrischona Kapelle und der Landeskirche.
1912 wurde die «Musikgesellschaft Glattfelden» gegründet; das genaue Datum ist allerdings noch umstritten. Musikgesellschaft und Posaunenchor existierten während mindestens 16 Jahren nebeneinander. Für Pfarrer und Kirchenpflege bestand offensichtlich ein ideeller Unterschied zwischen den Beiden. 1928 wird das «freundliche Anerbieten» des Posaunenchors zur Mitwirkung bei Festgottesdiensten angenommen, während der Musikgesellschaft die Bewilligung für ein Frühjahrskonzert verweigert wird, wobei Pfarrer Marx vermerkt, «obschon uns wohl bewusst ist, dass nicht alle Gemeindegenossen den Unterschied zwischen Blasmusik und Posaunenchor anerkennen mögen».
Nach 1928 verlieren sich die Spuren des Posaunenchors, während die Musikgesellschaft die 1902 begonnene Glattfelder Blasmusik-Tradition noch heute pflegt.
