Neue Besitzer, gleiches Bier

Privatbrauerei Glattfelden

| Ruth Hafner Dackerman

Vor zehn Jahren wurde die Glattfelder Privatbrauerei GmbH gegründet und im Frühling dieses Jahres verkauft. Inzwischen suchte der neue Besitzer wiederum einen Nachfolger. Die gute Nachricht - mit dem Glattfelder Bier geht es wie gewohnt weiter.

Seit 15 Jahren braue er privat Bier, sagt Andy Umiker - zuerst nur als Hobby, seit vier Jahren auch kommerziell. Gebraut wird zuhause und in einem Gasthof in Würenlos. «Ich bringe viel Erfahrung als Amateur mit.» Angesteckt vom Brauvirus wurde auch Sohn Cyril, welcher seine Maturaarbeit dem Thema «Marketingkonzept für eine Microbrewery» widmete. Im Rahmen dieser Arbeit gründete Cyril Umiker zusammen mit zwei Kollegen die Gsellig Bräu, um seinen Teil zum Craftbeer-Markt beitragen zu können. Seit längerem ist Papa Andy auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten, um die Produktionskapazität zu erhöhen.

Ende Oktober war er als Gast im Red Grizzly-Saloon in Bülach und entdeckte das Glattfelder Bier ab Zapfhahn. «Das kannte ich noch nicht, und so kam ich mit dem Besitzer des Saloons und der Glattfelder Privatbrauerei, Martin Padrutt, ins Gespräch.» Es stellte sich heraus, dass dieser im Begriff war, nach Mallorca auszuwandern, und keine Kapazitäten mehr hatte, um Bier zu brauen. Die Brauerei in Glattfelden stehe zum Verkauf.» Es sei einfach ein Idealfall gewesen, auch wenn Glattfelden nicht gleich neben Würenlos liege. Nach mehreren Gesprächen wurde man sich mit Padrutt sowie der Gemeinde, welcher die Liegenschaft an der Dorfstrasse gehört, einig. «Die Gemeinde Glattfelden kennt unsere Bedürfnisse, unterstützt unser Vorhaben und freut sich, wenn es für die Bevölkerung gleich weitergeht wie bis anhin», betont Umiker. Am Dienstag steht der Gründungstermin für die AG auf dem Notariat an. Am Donnerstag werden der Kaufvertrag mit Padrutt sowie der Mietvertrag mit der Gemeinde unterschrieben.

Die Tätigkeit als Linienpilot reduziert

Hauptaktionäre sind Andy und Gattin Martina Umiker. Dazu kommen sechs weitere Aktionäre – drei davon aus der Airlinebranche, zwei weitere arbeiten in der IT-Branche, einer ist freiberuflich tätig. Beim Offenausschank wird zudem die ganze Familie mithelfen. Umiker hat seine Tätigkeit als Linienpilot bei der Swiss auf 80 Prozent reduziert. «Ich freue mich riesig, hier mit dieser Anlage arbeiten zu dürfen», sagt Umiker und zeigt auf die glänzende Brauanlage. «Da entstehen in sieben Stunden 650 Liter Bier. Dieses Jungbier wird anschliessend in einen Gärtank gepumpt, wo es in sieben bis zehn Tagen vergärt. Nach etwa sechs Wochen Reife- und Lagerzeit kann das fertige Bier abgefüllt werden.» Zuerst heisst es aber, in der Einführungsphase während mehreren Suden dabei zu sein, um alles in den Griff zu bekommen. Zwischen Weihnachten und Neujahr wird umgeräumt, und in der ersten Januarwoche wird der erste Sud gebraut, sodass dann alle sieben Gärtanks voll sein werden. «Das erste Ziel ist nun, den Betrieb zu übernehmen und die Prozesse einzuschleifen.»

Zwei-Marken-Konzept wird eingeführt

An der Rezeptur des Glattfelder Biers soll nichts geändert werden. Die drei Sorten hell, dunkel und Weizen werden weiterhin im Angebot stehen. Umiker wird ein Zwei-Marken-Konzept einführen und auch seine eigene Marke «Gsellig Bräu» mit IPA, Belgium Wit und American Pilsner im Angebot haben. Am Logo und am Namen Glattfelder Privatbrauerei wird festgehalten, mittelfristig soll einzig der Zusatz «Privat» aus dem Namen gestrichen werden. Einmal pro Woche soll gebraut werden. Einen weiteren Tag brauche es für das Abfüllen und Etikettieren. Auch der Offenausschank an den Markttagen mit Bierwürsten und Brezeln wird wieder regelmässig durchgeführt. «Wir wollen den Kontakt zu der Glattfelder Bevölkerung und den bisherigen Kunden auffrischen und diese herlocken.» Wenn gebraut werde, würden die Türen immer offenstehen. Weiterhin werden Rampenverkäufe stattfinden, und auch am Bierfestival in Bülach wolle man mit beiden Marken vor Ort sein.

Als nächstes wolle man versuchen, Kontakt mit dem Wirt des Restaurant Löwen herzustellen, um eine Zusammenarbeit aufzubauen. «Im Gastrobereich könnten wir uns durchaus vorstellen, zu wachsen.» Ideen wäre einige vorhanden, doch nun heisst es erst einmal, anzufangen. Spätestens am ersten Monatsmarkt Anfang März werden die Glattfelder ihr geliebtes Bier also wieder beim Offenausschank geniessen können. Dann wird es genügend Möglichkeiten geben, mit der ganzen Familie Umiker und den Aktionären ins Gespräch zu kommen – sei es über Bier oder über die Fliegerei.

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