Der Samichlaus findet für jedes Kind das richtige Wort

Gestern Samstag bei der Forsthütte

| Ruth Hafner Dackerman

Am Samstag machten sich 40 Kinder mit ihren Eltern und Angehörigen auf die Suche nach Samichlaus und Schmutzli in der Forsthütte Buechhalde.

Der Weg zum Samichlaus führt durch den Wald. Kleine Lichter weisen den richtigen Weg. Draussen vor der Forsthütte stehen gegen 16 Uhr bereits mehrere Kinder mit ihren Eltern und warten gespannt darauf, bis sie hineingerufen werden. Einige Schmutzlis stehen im Freien. Auch die Esel Gina und Carina stehen bereit, um sich von den Kleinen streicheln zu lassen. Die Mitglieder der organisierenden Chlausgruppe haben Punsch und Glühwein bereitgestellt und rösten über dem Grill Maroni.

Nicht hauen, dafür mehr folgen

Das Glöcklein erklingt, die ersten vier Kinder und ihre Familien werden hineingebeten. Kuschelig warm ist es in der Forsthütte, das Cheminéefeuer ist angezündet. Hat schon jemand ein bisschen Angst? «Nein», ruft der fünfjährige Yanis, «nur mein Grossvater.» Ein lautes Poltern ertönt, das Glöcklein bimmelt. Mit schweren Schritten betreten Samichlaus und Schmutzli samt Fitze den Raum. Nun kuscheln sich die Kleinen im ersten Moment doch etwas enger an ihre Eltern. «Schön, dass ihr den Weg zum Samichlaus nach zwei Jahren Pause gefunden habt», sagt der Samichlaus und bittet die ersten zwei Kinder nach vorn. «Was steht wohl in meinem Buch?» «Dass wir nicht gefolgt haben», kommt die Antwort der Zweitklässlerin Sarina wie aus der Pistole geschossen. Der Samichlaus versteckt sein Schmunzeln hinter dem langen weissen Bart. Er erkundigt sich beim kleinen Bruder, ob er immer lieb zu seiner Schwester sei. «Ich lese in meinem Buch, dass du sie manchmal haust.» «Manchmal haut aber auch sie», tönt es etwas trotzig. Der Samichlaus sagt ruhig und bestimmt, dass man solche Sachen unterlassen sollte. Jedes Kind trägt anschliessend ein Sprüchlein vor und schenkt dem Samichlaus sogar eine Zeichnung.

Die Fitze als Wegweiser

Nun sind die sechsjährige Solveigh und ihr dreijähriges Schwesterchen Elin an der Reihe. Zuerst wird gelobt, was die Kinder schon alles gut machen. Allerdings sieht es der Samichlaus nicht gern, dass die Grössere andere gern erschreckt. «Warum machst du Sachen kaputt, welche deine Schwester gebaut hat?», richtet er sich an die Jüngere. «Weil ich noch eine Kleine bin», kommt postwendend die Antwort. Nach einer Ermahnung singen die Schwestern beide ein Lied und erhalten Applaus. Die Fitze sei übrigens nicht zum Hauen da, sondern diene als Wegweiser. Nun erhalten die Kleinen freudestrahlend ein grosses Chlaussäckli und ein Kerzlein, bevor Samichlaus und Schmutzli sich verabschieden.

Samichlaus ist ein schöner Beruf

Im Jahre 1971 sei diese Tradition ins Leben gerufen worden, initiiert durch den ehemaligen Förster Gottlieb Keller und Hedi Bolay, erklärt der Samichlaus. In früheren Jahren seien bis zu 100 Kinder gekommen. In seiner über 40-jährigen Tätigkeit habe er viele berührende Momente erlebt. «Samichlaus ist ein schöner Beruf. Man muss allerdings immer die Oberhand behalten, schlagfertig sein und auch kontern können.»

Die meisten Kinder seien zwar brav, doch gebe es auch vorlaute. Der traurigste Moment sei im Jahre 1990 gewesen, als drei kleine Kinder vor ihm standen. Sie hatten soeben ihren Vater beim Absturz der Alitalia am Stadlerberg verloren. «Da war ich froh um meinen Bart. Ich habe auch nicht aus dem Buch vorgelesen, sondern nur lange mit den Kindern gesprochen.»

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