Das grösste Wasserschöpfrad der Schweiz schöpft Wasser aus der Glatt

Wichtiger Meilenstein erreicht

| Yvonne Russi

Lange musste der Verein sich gedulden, doch nun steht und dreht sich das sechs Meter hohe und 8 Tonnen schwere Wasserrad. Und es schöpft wie geplant, Wasser aus der Glatt. Ein Freudentag für die Vereinsmitglieder der «Wässerwiesen Hundig», welche sich über Jahre für ihre Idee einsetzten.

Im Jahre 2013 wurde der Verein «Wässerwiesen Hundig» gegründet. Nun, 9 Jahre später, konnte das grosse Wasserschöpfrad das erste Mal in Betrieb gesetzt werden. Mit der abgehaltenen Einweihungsfeier vom 28. Oktober steht das Projekt kurz vor Vollendung.

 

Noch bis in die 1960er-Jahre wurden die Wiesen im Hundig auf traditionelle Weise bewässert. Über zahlreiche Kanäle wurde vor allem in den trockenen Monaten Glattwasser zu den Wiesen geführt. So konnte der Heuertrag auf den Flächen gesteigert werden, was den Viehbestand der Bauern sicherte. Mit der Glattabsenkung in den Siebzigerjahren gehörte diese mit viel Handarbeit verbundene Bewirtschaftungsmethode des traditionellen Wiesenwässerns der Geschichte an.

Als ökologische Ersatzmassnahmen realisierte der Flughafen Zürich AG in den vergangenen Jahren im Hundig artenreiche Trocken- und Magerwiesen. Dank dieser Initiative kam auch die Idee zustande, die Biodiversität Wässerwiesen weiter zu fördern. So wurde der Verein Wässerwiesen gegründet, welcher die finanziellen Mittel beschaffte und als Bauherr im Auftrag von der Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürichs einen Teilbereich der damaligen Wässerwiesen-Landschaft wieder herstellt.

 

Da aber die Glattabsenkung eine Wasserentnahme für die Wiesen verunmöglichte, musste eine Lösung gefunden werden, welche nicht nur ökologisch, sondern auch kulturhistorisch zur Aufgabenstellung passte. Diese fand man in Form eines Wasserschöpfrades, welches durch die Glattströmung angetrieben wird und das Wasser zur Bewässerung rund vier Meter in die Höhe fördert.

Was sich aber so einfach und auch logisch anhört, war letztendlich in der Umsetzung recht anspruchsvoll. Zuerst musste beim Kanton ein Konzessionsgesuch für die Wasserentnahme gestellt werden. Einsprachen des ansässigen Fischereivereins, welcher sich um den Wasserstand und seinen Fang sorgte, erschwerten die Erteilung Gesuchs. Letztlich fand man zusammen Lösungen, welche vorgeschriebene Restwassermenge der Glatt und die maximale Entnahmemenge beschränkt.

 

Aber auch hydrotechnisch war der Metallbau-Unternehmer Bernhard Krismer, welcher sich für die Technik und den Bau des Schöpfrades verantwortlich zeichnete, gefordert. Denn letztendlich muss jedes Wasserrad an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden und Erfahrungswerte gibt es nur wenige. Krismer holte sich aber auch Unterstützung bei der Empa, welche die Auslegung überprüften. Entstanden ist so ein imposantes, stählernes Wasserschöpfrad mit einem Durchmesser von sechs Meter. Gedreht wird es mittels 24 Antriebsschaufeln, welche in die Wasserströmung eingetaucht werden. Ebenfalls 24 Schöpfbehälter, welche seitlich montiert sind, fördern das Wasser in die Höhe, wo es in die Auslaufrinne fliesst. Die maximale Schöpfleistung beträgt dabei 120 Liter pro Sekunde.

Ein Rechen, welcher dem Rad vorgeschaltet ist, schützt das Wasserrad vor Schwemmgut. Zudem verhindert ein Ketten-Vorhang Fische davor, nicht in den Abzweigkanal zu schwimmen. Zwei Videokameras im Wasser filmen, ob dieser Plan wirklich auch funktioniert. Der Bewässerung soll dann im Jahr 2023 aufgenommen werden. Denn vorher müssen noch zahlreiche kleinere Arbeiten an den Bewässerungskanälen abgeschlossen werden.

 

Im Juni 2023 wird dann das ganze Bewässerungssystem der Bevölkerung vorgestellt. Weiter ist ein Informationspfad für Schüler zu diesem einmaligen Wässerwiesen-Projekt geplant.

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