15-Minuten-Stadt

Glattgedanken

| Christian Ulrich

Diesen Begriff entnehme ich einem Artikel in der NZZ am Sonntag vom 16. Oktober 2022. Unter der Überschrift „Unsere Städte brauchen eine Wende weg vom Auto für eine neue Mobilität“ schreibt Mobilitätsexperte und SBB-Projektleiter Tobias Bowald, wie er sich den Stadtverkehr der Zukunft vorstellt. In der „15-Minuten-Stadt“ seien alle wichtigen Dinge des Alltags innerhalb von 15 Minuten erreichbar: Einkaufsmöglichkeit, Schule und Kindergarten, Arztpraxis, Freizeitangebot, usw.. Das Auto müsse nicht abgeschafft werden, denn schnelle Mobilität sei immer ein Bedürfnis. Aber der Normalverkehr werde v.a. vom ÖV, mit Lastenrädern und E-Bikes bewältigt.

 

„Wir brauchen Strategien, die zu weniger Verkehr führen. Gleichzeitig können wir die Lebensqualität erhöhen“, sagt Bowald. Der Mann spricht mir aus dem Herzen. Seit Jahrzehnten läuft die Sache doch umgekehrt. Der Verkehr wächst, also muss die Strasse verbreitert (Hardwald), ein zweites Gleis gelegt oder ein Tunnel (Grimsel) gebaut werden. Es fragt kein Mensch, warum der Verkehr zunimmt und ob man dagegen etwas machen könnte. Und jetzt lese ich doch tatsächlich von einem Fachmann, der Verkehr müsse eingedämmt werden. Bravo!

 

Jean-Paul Ballard sieht das ähnlich. Der ehemalige Ingenieur des Formel-1-Teams von Sauber will sich künftig mit der Aerodynamik des Fahrrads beschäftigen. Er meint, die Mobilität in den Städten werde künftig von kleineren Fahrzeugen geprägt, die näher mit dem Fahrrad als mit den heutigen Autos verwandt seien. Da kommen mir die Cyclecars in den Sinn. Zwischen 1912 und dem Ende der 1920er Jahre wurden kleine, leichte, billige und schwach motorisierte Fahrzeuge gebaut, die so genannt wurden. Meist sassen zwei Passagiere hintereinander, Komfort und Wetterschutz waren minimal. E-Cyclecars könnten in der 15-Minuten-Stadt sinnvoll sein.

 

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