Unverständnis für Energie-Preisverdoppelung

Informationsanlass des LKWG

| Yvonne Russi

Die Geschäftsleitung und der Vorstand der Genossenschaft Licht- und Kraftwerk Glattfelden informierte vergangenen Freitag in der Mehrzweckhalle über die Strompreise 2023. Dem Unmut konnte aber nicht entgegnet werden.

Während der Strompreis in Schachen, Zweidlen und Rheinsfelden «nur» um rund 28% steigt, erwartet den Glattfelder Stromkonsumenten eine Verdoppelung der Strompreise. Verantwortlich für diesen massiven Preisanstieg ist die Energie-Einkaufsstrategie des LKW’s, welche in der aktuellen und sicherlich auch äusserst anspruchsvollen Zeit der Energiekrise ihre Schwäche zeigte.

Höchster Strompreis im Kanton Zürich

Nach einer Vorstellungsrunde, welche durch Stephan Betschart geführt wurde, eröffnete Werner Zollinger, Präsident der Genossenschaft, die erste Gesprächsrunde. «Leider ist der Anlass für diese Veranstaltung alles andere als erfreulich. Uns ist bewusst, dass die Erhöhung des Stromtarifs 2023 gegenüber den heutigen Tarifen massiv ist». Er betonte weiter, dass das LKW den Ärger und die Sorgen der Glattfelder Bevölkerung, welche mit dieser Erhöhung verbunden ist, versteht. Er gestand Fehler in der Kommunikation ein, da das Informationsbedürfnis der Stromkonsumenten unterschätzt wurde. Er führte weiter aus, dass die Stromtarife für das Jahr 2023 fixiert seien und nicht mehr geändert werden können. «Diese am 1. September durch das Elcom publizierten Preise seinen rechtlich bindend». Er betonte aber auch, dass mit den Tarifen 2023 das LKW ohne Altlasten ins 2024 starten kann. So müssen wegen den bereits publizierten Tarifen 2023 zukünftig keine finanziellen Lücken geschlossen werden.

Nach dieser ersten Einführung erklärte Geschäftsführer Matthias Gut, die Komplexität des Strommarktes und wie es zu dieser Preisverdoppelung gekommen ist. Kurz zusammengefasst kann hier festgehalten werden, dass der Strombedarf für das Jahr 2023 in Tranchen eingekauft wurde und die letzte Beschaffung gleich in die Zeit im August von diesem Jahr gefallen ist, als die Strompreise wegen der europaweiten Energiekrise explodierte. Dieser letzte Einkauf liess den durchschnittlichen Energiepreis massiv ansteigen. Dass wir heute «nur» von einer Verdopplung des Strompreises sprechen, ist dem Umstand geschuldet, dass sich unser Strompreis aus den Preiskomponenten Energie, Netznutzung und sonstigen Abgaben zusammensetzt. Während die Netznutzung nur marginal anstieg, blieben die sonstigen Angaben auf Vorjahresniveau.

Abschliessend wurde aufgezeigt, dass der Stromeinkauf zukünftig kritisch überprüft werde. Dies mit dem Ziel, möglichst günstige Energie anbieten zu können. Auch möchte das LKW ihren Kundinnen und Kunden bei der Optimierung des Energieverbrauchs kostenlos beraten, um so mögliches Einsparpotenzial so schnell als möglich erschliessen zu können.

Kritische Fragen aus dem Publikum

Im zweiten Teil der Informationsveranstaltung stellen sich die Geschäftsleitung und der Vorstand des LKW der Zuhörerschaft. Einige Votanten bezweifelten die Kompetenz des LKW’s, sich im schwierigen Energiemarkt behaupten zu können und forderten das Abtreten der Energiesparte an das EKZ, welches heute schon Schachen, Zweidlen und Rheinsfelden mit weit günstigerem Strom bedient.

Marc Jäger brachte den Unmut vieler Anwesenden auf den Punkt: «Ich habe heute Abend Folgendes gelernt: Seit Jahren bezahlen wir für unseren Strom wesentlich mehr als die meisten anderen. Weiter habe ich vernommen, dass unser Netzunterhalt wesentlich teurer ist». Er bemängelte die Kompetenz im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien und stellte folgende Frage: «Warum nimmt sich das LKW nicht ein Vorbild an manch anderen Energie-Genossenschaften, welche sich entscheiden, ihr Energienetz an einen grossen Anbieter zu verkaufen, von all den Vorteilen zu profitieren und mit dem Erlös Investitionen in erneuerbare Energien zu tätigen.»

Harry Nussbaumer indes forderte den Gemeinderat auf, seiner Verantwortung nachzukommen. Da diese Preiserhöhung eine Mehrheit der Glattfelderinnen und Glattfelder betrifft, muss dieser alle Erklärungen des LKW genau überprüfen und diese auch mit der Situation Schachen, Zweidlen und Rheinsfelden zu vergleichen, welche vom EKZ den Strom erhalten.

Kurzfristige Lösungen forderte Micha Weiss. Er wies eindringlich darauf hin, dass einige Haushalte von dieser Erhöhung in finanzielle Schieflage gelangen könnten. Daher müssen schon für das kommende Jahr konstruktiv Wege verfolgt werden, welche mit notwendiger Offenheit auch zu realisieren seien. Er bemängelte den Willen des LKW, hier Hand bieten zu wollen.

Auch Gemeindepräsident Marco Dindo meldete sich zu Wort. Er versprach, dieses Thema ernst zu nehmen und eng mit dem LKW zusammen zu arbeiten. Dies auch, um Personen in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen im Rahmen der Möglichkeiten unterstützen zu können.

Einige forderten auch Zugeständnisse des LKW’s und ein klares Statement, was ändern zu wollen. Hier blieb aber der Vorstand sehr vage. «Man werde mögliche Lösungen prüfen», war der Tenor vom Podium.

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