Das unbekannte Zimbabwe, Teil 2

Mit dem Wohnmobil unterwegs

| Silvia und Beat Plüss

In unregelmässigen Abständen berichtet die Glattfelder Familie Plüss von ihrer Reise mit dem Wohnmobil (Womo) in Richtung Südafrika. Jetzt ist sie in Zimbabwe angekommen.

Great Zimbabwe

In Zimbabwe erleben wir jeden Tag Überraschendes während wir uns im südlichen Teil des Landes aufhalten. Es ist Winter und nachts ca. 10 Grad, tagsüber um die 20 Grad warm. Wir sind immer mit T-Shirt und am Morgen mit einer leichten Jacke unterwegs. Die Einheimischen sieht man nur mit Mantel, Schals und Kappen sowie Winterschuhen. Da die Häuser und Läden nicht beheizt und isoliert sind, tragen die Menschen an den Kassen, in den Büros und den Rezeptionen nur Winterausrüstung! Normalerweise gibt es Juni/Juli keine Niederschläge aber wir erleben zehn Tage lang immer wieder Regen. Auch hier spielt das Wetter verrückt!

 

An einem regenfreien Tag besuchen wir „Great Zimbabwe“ (Zimbabwe bedeutet „Häuser aus Stein“). Es ist die grösste Ruinenstätte südlich der Sahara und das bedeutendste kulturelle Erbe des Landes. Auf einem Hügel steht der älteste Teil der Anlage, der Königssitz und das geistige Zentrum, erbaut um 1150. Eine kreisförmige grosse Einfriedung wurde im 14Jh. unterhalb des Königsitzes erstellt. Sie diente aber nicht der Verteidigung, sondern den vielen königlichen Frauen als Wohnstätte. Heute sind über 150 kleinere solcher „Zimbabwes“ im Land, in Botswana und Mosambik bekannt.

Die Ruinen sind ein Meisterwerk der Baukunst. Die bis zu 11m hohen Mauern die bis heute stehen, wurden aus Granitsteinen und ohne Mörtel erstellt. Gold- und Elfenbeinhandel, Verarbeitung von Eisen und das Herstellen von Tongefässen, sowie der Handel über die Weltmeere bis nach Indien und China sind nachgewiesen und brachten Reichtum. Im 15. Jh. aber hatte „Great Zimbabwe“ seine natürlichen Ressourcen abgebaut und das Reich zerfiel. Während des 20.Jhs. stritten sich die Gelehrten über die Entstehung von Great Zimbabwe. Die Kolonialmächte waren überzeugt, dass Afrikaner nicht in der Lage waren eine solche Stadt zu errichten. Erst seit der Unabhängigkeit Zimbabwes, ist der Jahrzehnte lange Kampf der Wissenschaftler vorbei. Man ist sich nun einig, dass Grat Zimbabwe einen afrikanischen Ursprung hat.

 

Wir fragen unseren Führer, wieso wir auf dem Land überall neben einem Haus immer eine Rundhütte sehen. Er erklärt uns, dass ein Mann vor der Heirat eine Rundhütte zum Kochen bauen muss. Rund weil das die bösen Geister abhält. Das rechteckige Haus daneben ist das Wohnhaus in dem in jeder Ecke Salz gestreut wird um die bösen Geister abzuhalten. In der runden Kochküche gibt es eine Plattform auf der bei einem Todesfall der Mann oder die Ehefrau einen Tag aufgebahrt wird bevor er oder sie begraben wird. Wenn die Frau stirbt werden die Kinder von den Verwandten der Frau aufgezogen und sollte der Mann wieder heiraten, muss er zuerst wieder eine Rundhütte erstellen für die neue Familie.

Gonarezhou Nationalpark

Ein Höhepunkt ist der zweitgrösste Nationalpark in Zimbabwe der Gonarezhou NP, der mit Hilfe der Frankfurter zoologischen Gesellschaft bewirtschaftet wird. Eine fantastische Natur entlang des Flusses Runde mit den Chilojo Cliffs. Eine Nacht verbringen wir im Camp „Chipinda Pools“ am Runde mit grasenden Nyalas und sehen und hören ca. 30 Nilpferde, die sich morgens am Sandstrand sonnen und nachmittags ins kühle Wasser legen. Nachts grunzen und grasen sie rund um unser Auto! Eine etwas unruhige Nacht! Auf 4x4 Pisten fahren wir für zwei Nächte ins „Chilojo Cliffs“ Camp am Runde und stehen auf einem der zwei Plätze die 200m auseinander liegen. Ausser einem Plumpsklo in einem Rondell aus Baumstämmen mit einem engen schneckenförmigen Eingang und einem Blätterdach, gibt es sonst nichts. Dafür ist der Preis fürstlich: 60 US$ pro Nacht und 30 US$ für den Parkeintritt pro Tag! Die Aussicht auf die Cliffs und den Runde sind aber fantastisch. Nach einer Pirschfahrt sitzen wir hinter dem Auto und geniessen die Aussicht. Immer wieder haben wir das Gefühl einen Elefanten in den Büschen zu hören, sehen aber nichts! Nach einer halben Stunde steht Beat auf und schaut hinter das Auto. Oh Schreck, da steht 20m von ihm entfernt ein Elefantenbulle der genüsslich das Dach unseres Plumpsklos bearbeitet. Die Frage ist wer mehr erschrickt. Er stellt die Ohren und verschwindet langsam rückwärts im Gebüsch. Ich aber stelle mir vor, wie ich auf der Toilette sitze, zuerst das Blätterdach nach Schlangen absuche und dann plötzlich den Elefanten durch die Holzstämme sehen würde!

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