Amerikaner und Schweizer feiern doppelt

Diana und Tod Hildebrand aus North Carolina Glattfelden besuchten Glattfelden

| Koni Ulrich

Am Samstag versammelten sich Dutzende Familien aus allen Bundesstaaten im amerikanischen York zum jährlichen Treffen der «Glattfelders». Am exakt gleichen Tag besuchten Tod und Diane Hildebrand aus North Carolina Glattfelden, wo sie mit grossem Bahnhof empfangen wurden. Am Abend endete die Spurensuche im Weiler Eschenmosen. Dort hatte für ihren Clan einst alles begonnen.

Der Anfang ihres ausgefüllten Tages im Zürcher Unterland verlief nicht ganz plangemäss. Weil sie auf keinen Fall den Ausstieg aus der S9 verpassen wollten, übten Tod und Diane Hildenbrand den Ernstfall gleich beim ersten Bahnhof mit dem Namen Glatt – Glattbrugg – und mussten dann eine halbe Stunde pausieren. Am Bahnhof Glattfelden erschienen sie schliesslich mit Brillengläsern in den Nationalfarben, was sie allerdings eher als Jux verstanden. Die zwei tragen zwar nicht den Familiennamen Glattfelder, zählen sich aber trotzdem zur grossen Auswanderergruppe, die im 18. Jahrhundert zusammen mit Casper Glattfelder in Pennsylvanien siedelte. Tods Mutter hiess Koenig und ihre Wurzeln führen nach Edenkoben im Schwarzwald. Von ihr weiss man sogar, dass ihre Vorfahren 16 Generationen zurück auf der berühmten «Mayflower» von England nach Amerika gereist waren. Tods Vorfahren stammten dagegen aus dem Weiler Eschenmosen bei Bülach, wo bis heute mehrere Hildenbrands wohnen, wie später noch herausgefunden werden sollte.

Unter Platanen im eigenen Lokal

Beim obligaten Besuch in der reformierten Kirche lieferte Pfarrerin Kati Rechsteiner ein paar Eckdaten und überreichte den beeindruckten Amerikanern ein Zertifikat. Wenn auch die Kirche nicht mehr ganz dieselbe ist, wo Casper Glattfelder getauft und verheiratet wurde, der Taufstein ist der originale und der Ort macht Eindruck. Anschliessend verschob sich die Gruppe, zu der weitere «Glattfelder» aus dem Elsass und aus der Ecke des einstigen Winterthurer Fotogeschäfts mit gleichem Namen stiessen, Richtung Restaurant Löwen. Der Chef des «Il Duetto» und Pächter des gemeindeeigenen Lokals, Vincenzo Palmeri, hatte eigens für die angemeldeten Gäste geöffnet und bewirtete die illustre Gruppe auf der luftigen Terrasse. Nun galt es, Geschichten auszutauschen, mal in Englisch (Tod und Diane), mal in Französisch (die Elsässer: Jean-Pierre und sein Sohn Eddie) und in diversen Zwischenformen. Für den nicht mehr zur Wahl angetretenen Gemeindepräsidenten, Ernst Gassmann, war es die Gelegenheit, das Zepter in Sachen «US-Glattfelder»-Pflege an seinen Nachfolger, Marco Dindo, weiterzureichen. Dieser hatte dann spontan die Idee, noch einen Besuch beim Weingut Maag in Zweidlen anzuhängen, wo die gut gelaunte Gruppe am Schatten von Brigitta Maag einen speziellen Tropfen serviert bekam.

Pure Nostalgie im Weiler Eschenmosen

Schlusspunkt der Tour für das Amerikanerpaar war dann, dank Chauffeur Theddy Glattfelder und seiner Frau Edith, der aus nur ein paar Häusern und Höfen bestehende Weiler oberhalb Bülachs. Man kann nur erahnen, was es für Tod und Diane bedeutete, dort am sehr heissen frühen Abend durch die zumeist wenig belebten Häuser und Obstgärten zu flanieren. Tatsächlich wurde dann am Ortsausgang die Gruppe sogar noch fündig, wo Jörg Hiltebrand im weissen T-Shirt den Garten spritzte. Erfreut über die interessierten Besucher holte er gleich seine 93-jährige Mutter Vreni herbei und posierte mit ihr für ein Bild fürs Familienalbum. Hier hatte also alles begonnen. Hier hatte eine Gruppe Schweizer beschlossen, in Amerika ein hoffentlich besseres Leben zu finden. Tod Hildebrand kann mindestens sagen, dass er ein gutes hatte, wenn er – inzwischen pensioniert – zurückblickt. Er war Zeit seines Lebens im FBI, der Bundespolizei, beschäftigt und musste oder durfte mit seiner Familie alle paar Jahre an einen anderen Wohnort umziehen. Heute geniesst er mit Diane das freiwillige Reisen. Wenn wir das lesen, sind die zwei entweder noch im Berner Oberland, oder aber schon in der Toscana weiter unterwegs, um erst in drei Wochen in ihre Heimat South Carolina zurückzukehren.

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