Notenzeugnisse?

Glattgedanken

| Christian Ulrich

Am vergangenen Montag, 4. Juli, hat der Kantonsrat definitiv entschieden, dass an den Zürcher Schulen die Kinder weiterhin mit Noten zu beurteilen seien. Dies verlangte ein Vorstoss von FDP-Kantonsrätin Astrid Furrer. Das Schulgesetz wird entsprechend angepasst, und künftig sind damit Beurteilungssysteme ohne Schulnoten ausgeschlossen.

 

Würde ich noch unterrichten, wäre ich froh, die Leistungen der Oberstufen-Schülerinnen und -Schüler weiterhin mit Noten beurteilen zu dürfen. Meine Erfahrungen mit Wortzeugnissen waren nicht dazu angetan, eine Umstellung anzustreben. Erstens entstand für die Lehrpersonen ein grosser Mehraufwand: Man musste sich zusammensetzen und die Formulierungen der Zeugniseinträge bis ins letzte Detail aushandeln. Es wurde z.B. unter fünf Personen etwa diskutiert, ob es «selten», «manchmal», «oft» oder «meistens» heissen soll. Und dann lasen die Eltern unsere mühsam ausgehandelten, sach- und kindsgerecht gebauten Zeugniseinträge und fragten ganz schüchtern: «Was wäre das denn etwa für eine Note?» Und spätestens dann wäre ich am liebsten weit fortgerannt.

 

Ein Notenzeugnis hat in einer Unterstufenklasse nicht die gleiche Berechtigung wie in einer dritten Oberstufenklasse. Zu Beginn der Schulzeit sollte das Kind so individuell wie möglich gefördert und beurteilt werden. Es muss lernen, sich selber Ziele zu setzen und soll von der Lehrperson an seinen Zielen gemessen werden. Im Laufe der Schuljahre müssen diese Ziele aber auch mit jenen des Lehrplans verglichen werden, d.h. die Leistungen des Kindes werden mit den Anforderungen unserer Gesellschaft konfrontiert. Und da kommt die Notenskala zu Recht zum Zuge. Damit können Schulleistungen besser verglichen werden als mit Wortzeugnissen. Aber auch Noten werden nur von Menschen gemacht und müssen immer wieder hinterfragt werden.

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