Schwimmringe und Schnorchel vor dem Altersheim?

Klavierkonzert

| Koni Ulrich

Bei tropischen Temperaturen haben die Bewohner des Glattfelder Alters-und Pflegeheims eine musikalische Beachshow der Superlative geniessen können. Gut besetzte Festbänke, Applaus ohne Ende und ein Gelato zum Dessert erfreuten die jungen und sehr jungen Artisten.

Wenn die Dirigentin unter ihrem Kostüm und ihrer Schminke kaum mehr zu erkennen ist, kann es sich fast nur um die einheimische Musiklehrerin Barbara Atzenweiler handeln. Kein Aufwand ist ihr zu gross, sowohl den sehr zahlreichen Besuchern wie den begeistert mitmachenden Kindern etwas Besonderes zu bieten. Zum Beispiel? – Das Guinessbuch der Rekorde wurde um einen Beitrag bereichert. Noch nie zuvor hatten sieben Schülerinnen und Schüler hintereinander sieben Stücke am Klavier präsentiert, ohne Ankündigung, ohne Applaus, ohne nichts. Noch nie war eine Surfwelle so nah bei den Zuschauern, dass einem Angst werden konnte und dass die berühmte Titanic natürlich keine Chance hatte. Sie musste untergehen, begleitet mit der entsprechend herzzerreissenden Melodie. Das Herzflattern durfte indessen nicht allzu lange anhalten, denn schon wartete der nächste Pianist mit der obligaten Ganovenmütze alias James Bond.

Sommersturm und Alligatoren

Zwischendrin fegte der immer wieder aufkommende Wind die Notenblätter der jungen Musikerinnen und Musiker trotz Klüppli einfach weg. Fast trotzig erschien dagegen das T-Shirt eines Jungen mit der treffenden Aufschrift «Tropical Summer». Mit der «Kleinen Kneipe in unserer Strasse» durfte auch der nimmermüde Peter Alexander nochmals ran. Das logischerweise doch eher etwas gesetztere Publikum wusste diese früheren Gassenhauer besonders zu schätzen, hatte doch mancher zu jener Melodie seine ersten scheuen Tänzchen gewagt. Beim Alligator – «See you later, Alligator» – kam dann auch das berüchtigte Hüftschwingen noch dazu. Genau, getanzt wurde übrigens auch, eine eigene Truppe war zuvor entsprechend ausgebildet worden. Nicht alles klappte, der eine oder andere Ton oder Schritt wollte nicht recht, und wurde zumeist von der Lehrerin geschickt überspielt. Sogar den beiden erwachsenen Musikschülern konnte das passieren, wie beruhigend für die Kinder! Woran definitiv noch gearbeitet werden muss: das ist das höfliche Verbeugen nach einer Darbietung. Diese hatte höchstens ein Viertel der jungen Leute im Griff. Zu froh waren sie wohl bei so vielen Zuhörern, wenn ihr vielleicht erster grosser Auftritt ihrer musikalischen Karriere endlich vorbei war.

Am Ende gabs wie im Zirkus eine Schlussshow mit allen Beteiligten der Musikklasse, mit Seifenblasen und Gesang. Und ein Gelato für die strapazierten und überglücklichen Kinderseelen, auf deren Namen der Berichterstatter diesmal bewusst verzichtet, um niemanden hervorzuheben. Klar ist jetzt im Dorf: die Openair-Saison hat fulminant begonnen. Auf einen schönen und musikalischen Sommer!

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