Ehe für alle?

| Urs Risch

Bis zum vergangenen Freitag für mich: ein klares JA. Während sechs Jahren Zusammenarbeit in einem Büro mit mehrheitlich Schwulen und Lesben weiss ich, wovon ich rede. Nie gab es diesbezüglich irgendwelche Schwierigkeiten, schwule und lesbische Paare lebten seit Jahrzehnten glücklich zusammen; noch heute bin ich mit einigen befreundet; und wir treffen uns alle vier Monate zu einem Mittagessen. Seit der letzten Arena Sendung ist jedoch klar, dass diese Vorlage eine reine Mogelpackung ist. Hier geht es doch nicht um „Ehe für alle“ sondern einzig um eine Vorlage die ehrlicherweise „Kinder für alle lesbischen Paare“ heissen müsste. Wer ist denn gegen eine Ehe für alle abgesehen von wenigen Fundamentalisten? Interessant war die Argumentation, dass gemäss Verfassung alle Schweizerinnen und Schweizer dieselben Rechte haben und vor dem Gesetz gleich sind. Nur dürfen bei einer Annahme lesbische Paare dann legal fremdes Sperma erwerben, und zusammen mit einer eigenen Eizelle ein Kind zeugen. Und die schwulen Paare welche auch eine Familie mit Kindern gründen möchten und gemäss Verfassung ja dieselben Rechte haben? Können sie auch legal eine Eizelle von einer fremden Frau erwerben, und diese dann analog mit eigenem Sperma befruchten? Weit gefehlt – das soll in der Schweiz nach wie vor verboten bleiben. Nun, nicht alle schwulen Männer sind Multimillionäre wie Elton John, und können für eine Leihmutterschaft in Kalifornien locker ein paar hunderttausend Dollar aufwenden. Man stelle sich das Geschrei vor, wenn es umgekehrt wäre, Leihmutterschaft erlaubt, aber Fremdbefruchtung nicht. Ich sehe in der Tagesschau schon die Demos vor mir. Darum lehne ich diese Vorlage ab und erwarte eine Neue, bei welcher es wirklich um die “Ehe für alle“ geht, oder mindestens Lesben und Schwule in Bezug auf die Elternschaft die gleichen Rechte haben.

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