Endlagerstandort in Stadel wird favorisiert

Regionalkonferenz Nördliche Lägern

| Roger Suter

Wo sollen die oberirdischen Anlagen für ein mögliches Endlager radioaktiver Abfälle realisiert werden? Die Regionalkonferenz Nördlich Lägern erachtet den Standort Stadel geeigneter als den Standort Weiach.

Der fünften Regionalkonferenz,die Mitte September erstmals im deutschen Hohentengen stattgefunden hat, war eine intensive Arbeit der drei Fachgruppen «Oberflächeninfrastruktur», «Sicherheit» und «Regionale Entwicklung» vorausgegangen. Wie einer Mitteilung zu entnehmen ist, seien in über 20 Sitzungen die Vorschläge der Nagra zur Infrastruktur von Oberflächenanlagen beurteilt worden. Am intensivsten habe sich die Fachgruppe «Oberflächeninfrastruktur» mit den Varianten der Nagra auseinander.

 

Fazit: Im Urteil der Fachgruppe ist nach den Kriterien der Vollversammlung keine der geprüften Varianten für die Anordnung der Oberflächeninfrastruktur geeignet. Unter anderem sei die Distanz zum Flugkorridor zu gering, weshalb ein Flugzeugabsturz katastrophale Folgen haben könnte. Sie entsprächen aber auch in keiner Art und Weise den künftigen raumplanerischen Zielen in diesen Gebieten.

Haberstal weniger negativ

Bei der Oberflächeninfrastruktur geht es um Betriebsgebäude, Luftschächte, aber auch um Gebäude für den Umlad. Aufgrund der räumlichen Konzentration der Oberflächeninfrastruktur wird der Standort Stadel Haberstal aber weniger negativ beurteilt als der Standort im Kieswerk Weiach. Grund:Die Oberflächenanlagen würden räumlich wesentlich weiter auseinanderliegen, denn der Zugang zum Tiefenlager mit den entsprechenden oberirdischen Bauten soll so oder so in Stadel erfolgen.

 

Die Vollversammlung stimmte in der Folge der vorläufigen Stellungnahme, welche die Beurteilung aller drei Fachgruppen beinhaltet, mit 62 zu 4 Stimmen bei 3 Enthaltungen zu.

Grundwasserfrage klären

Die Regionalkonferenz empfiehlt, dass die Nagra sich bei ihren nächsten Arbeitsschritten auf der von ihr vorgeschlagenen Variante der Oberflächenanlagen abstützt. Die Empfehlung wird bis zur definitiven Stellungnahme Ende 2020 fortlaufend geprüft und dem aktuellsten Wissensstand angepasst.

 

Insbesondere fordert die Regionalkonferenz in ihrer Stellungnahme, dass die Frage nach der Zulässigkeit einer Oberflächenanlage über Grundwasser rasch geklärt wird. Darüber sind sich der Ausschuss der Kantone und dem Bundesamt für Energie BFE uneinig.

 

Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle, kurz Nagra, wird voraussichtlich 2022/2023 bekannt geben, welche Standorte sie für das Rahmenbewilligungsgesuch an den Bundesrat weiterverfolgen wird. Der Bundesrat wird dann in einigen Jahren je einen Standort für mittel- und schwachradioaktive und einen für hochradioaktive Abfälle bestimmen.

Ursprünglich kamen dafür sechs Regionen in der Schweiz infrage, darunter auch Nördlich Lägern. Um sich für diesen Fall vorzubereiten, wurde 2011 die Regionalkonferenz Nördlich Lägern gegründet. Sie erarbeitet zuhanden der Gemeinden, des BFE und anderer Sachplangremien ihr Anliegen, Fragen, Bedürfnisse und Interessen in Form von Berichten und Stellungnahmen. Diese können als Grundlage für die formelle Anhörung der Gemeinden dienen und fliessen in die Gesamtbeurteilung des BFE ein.

 

Die Regionalkonferenz zählt 127 Mitglieder. Ihr gehören Gemeinden von Endingen bis Embrach und vom Klettgau bis Niederhasli, Organisationen und Vertreter der Bevölkerung an.

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