Herr Jäger - Jetzt mal "Butter bei die Fische"

Gemeinderats-Ersatzwahl

| Yvonne Russi

Einen knappen Monat vor dem zweiten Wahlgang stellte sich Marc Jäger den Fragen der Redaktion. Das Interview wurde schriftlich geführt.

 

Mutwillige Zerstörungen und Littering sind auch in Glattfelden anzutreffen. Wie wollen Sie diesem Thema entgegentreten?

Dieses Thema belastet das Sicherheitsgefühl der Glattfelderinnen und Glattfeder stark. Mein Rezept heisst: Information, Organisation, Prävention, Ahndung. Mit einer aktiven Berichterstattung, dem Einsatz von Sicherheitspatrouillen, Überwachungskameras sowie dem punktuellen Aussetzen von Belohnungen haben die Gemeinde und Betroffene schon viele sinnvolle Schritte unternommen. Diese gilt es fortzuführen und Verfehlungen unabhängig des Personenkreises konsequent zu ahnden.

Eine Erweiterung der Schul-Infrastruktur steht zur Diskussion. Wie präsentiert sich «Ihre Schule Glattfelden» im Jahre 2030?

Einige Entwicklungen, wie die Anzahl Schüler, sind absehbar. Andere, wie die Corona-Pandemie, nicht. Die Schule 2030 soll für jüngere Schüler und für den Kindergarten lokale Angebote in Gehdistanz und für ältere Schüler ein zentralisierteres, grösseres Raumangebot in Glattfelden bieten. Ausserdem soll ergänzend in die Möglichkeiten digitaler Unterrichtsformen investiert werden. Die Ressourcen der Schulleitungen sowie für Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte müssen grosszügig ausgestaltet sein.

Wieviel ist Ihnen Kultur in Glattfelden wert?

Gelebte Kultur ist für die Attraktivität eines Dorfes wichtig. Die dafür zur Verfügung stehenden Mittel sind und bleiben wohl auf absehbare Zeit beschränkt. Die Angebote sollen möglichst vielen Menschen in unserem Dorf zugutekommen und so weit möglich und sinnvoll kostendeckend betrieben werden. Werden bestehende Strukturen zu wenig genutzt, sollen die darin gebundenen Mittel besser eingesetzt werden. Ich finde aber, dass die laufenden Anstrengungen in die richtige Richtung gehen.

Neues Gemeindehaus, Erweiterung Schule und Investitionsstau bei zahlreichen Infrastrukturen: Wie kann Glattfelden all diese dringend notwendigen Investitionen stemmen?

Priorisierung und die Konzentration aufs Wesentliche sind entscheidend. Die Bedürfnisse verändern sich und die Chancen, welche die fortschreitende Digitalisierung bietet, sollen genutzt werden. Klar brauchen wir heute ein funktionierendes Abwassersystem aber muss zum Beispiel morgen ein neues Gemeindehaus gebaut werden, damit noch alle im selben Gebäude Platz finden? Diese Diskussionen müssen frei von persönlichen Ambitionen in der Gemeinde geführt werden.

Wie wollen Sie die Attraktivität von Glattfelden, speziell auch für das Gewerbe, weiter steigern?

Glattfelden hat leider keine Zentrumsfunktion. Auch wurden die früher noch bestehenden Gewerbezonen zu wenig erhalten. Durch eine kreativere Anbindung an den ÖV, mehr Flexibilität bei Bewilligungen und Steuern sowie einem aktiven Standortmarketing sehe ich Chancen, mittelfristig einige kleine bis mittlere Unternehmen, insbesondere aus dem Dienstleistungs- oder Tech-Bereich anzusiedeln. Das bestehende, lokale Gewerbe muss gepflegt und wo immer möglich entlastet werden

Was kann die Gemeinde Glattfelden in Bezug auf Nachhaltigkeit und Naturschutz besser machen?

Bezüglich Naturschutz und Biodiversität laufen bereits interessante Projekte. Leider fehlt in vielen Bereichen entweder die Überzeugung oder das Know how. Einige Beispiele: Glattfelderinnen und Glattfelder, welche ihre Gebäude energetisch sanieren wollen, sollen besser informiert, aktiver begleitet und entsprechende Anträge nicht durch ein Übermass an Bürokratie ausgebremst werden. Mit einer öffentlichen Ladestation für e-Fahrzeuge an zentraler Lage würde auch ein positives Zeichen gesetzt.

Braucht es auf Gemeindeebene mehr Kostentransparenz? Wie stehen Sie zu einer unterjährigen Information zu aktuellen Finanzkennzahlen?

Dies kann ich nur begrüssen. In der Privatwirtschaft sind Quartals- bzw. Halbjahreszahlen Standard. Mit mehr Transparenz, insbesondere in Geldfragen, könnte das Vertrauen in den Gemeinderat und die Verwaltung wieder gestärkt werden.

Was befähigt Sie zum Amt eines Gemeinderates? Wo können Sie ihre Kompetenzen am besten einbringen?

Als Leiter einer eigenständigen Raiffeisenbank mit bald 70 Mitarbeitenden bin ich es gewohnt, Herausforderungen möglichst ganzheitlich zu analysieren und gemeinsam mit meinen Bankleitungskollegen verantwortungsvoll zu entscheiden. Krisen zu meistern, wirkungsvoll und wertschätzend zu kommunizieren und die Beteiligten für ein Anliegen zu gewinnen, machen mich für ein Kollegialgremium, wie den Glattfelder Gemeinderat, zur idealen Besetzung. Beispielsweise für die Bereiche Sicherheit oder Finanzen.

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