Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Das Gottfried-Keller-Zentrum soll still und heimlich reorganisiert werden und wir Einwohner von Glattfelden haben dazu nichts zu sagen und werden schlussendlich vor vollendete Tatsachen gestellt. 2015 wurde eine überparteiliche Arbeitsgruppe zur Ausarbeitung eines Kulturkonzeptes gebildet. Die daraus entstandene Kultur- und Integrationskommission (KIK) hat laut Organisationsreglement der Gemeinde Glattfelden (2018) die Aufgabe, dem Gemeinderat in Fragen der Integration beratend zur Seite zu stehen. Schwierig ist jedoch, dass weder die KIK noch der Kulturverantwortliche der Stiftung Gottfried-Keller-Zentrum derzeit zu Gesprächen eingeladen, geschweige denn zugelassen werden. Es findet keinerlei Austausch statt. Stattdessen wird eine „neutrale“ Stelle damit beauftragt, die Abteilung Kultur und Integration zu untersuchen und einen Bericht zu deren Organisation und Prozesse zu erstellen.
Diese „neutrale“ Stelle ist die Firma Steinmann und Partner. Hansruedi Steinmann, derzeit interimistischer Gemeindeschreiber in Glattfelden, ist Mitglied der Geschäftsführung der genannten Firma und gleichzeitig Vorgesetzter der Glattfelder Kultur- und Integrationsbeauftragten. Dass dies bereits auf interner Ebene zu Zielkonflikten führt, versteht sich von selbst.
Der aus der Prüfung der Abteilung Kultur und Integration entstandene Bericht wurde bis dato unter Verschluss gehalten. Spannend ist, dass niemand von der KIK und offenbar auch niemand von der Abteilung Einsicht erhält. Ein Geheimdokument? Transparenz und konstruktive Zusammenarbeit im Rahmen einer gemeinsamen Entwicklung des Bereiches sieht wahrlich anders aus. Stattdessen wurde den Verantwortlichen der Abteilung eine To-Do-Liste vorgelegt. Und diese lässt Böses erahnen: Anstatt sich mit ganzem Herzen für ein lebendiges Kulturzentrum einzusetzen, scheinen die Aktivitäten des zuständigen Gemeinderates darauf abzuzielen, viele aus seiner Sicht unnötige Aktivitäten einzuschränken oder ganz zu streichen. Dabei kann auch eine Schliessung des beliebten Kafi Judith nicht ausgeschlossen werden.
Wir sind auch der Meinung, dass man die Finanzen beachten muss, aber Kultur und Integration darf etwas kosten. Das Glattfelder Kulturzentrum wurde mit viel Liebe aufgebaut und engagiert geführt - wir sind stolz darauf. Da werden Familienfeste gefeiert, Wandergruppen und Museumsbesucher halten Einkehr, Kurse werden angeboten, es gibt Barabende und Kulturveranstaltungen. Am Morgen und am Nachmittag ist das Kafi Judith ein beliebter Treffpunkt für jung und alt. Nicht zu vergessen sind die Deutschkurse, die seit über sechs Jahren stattfinden.
Im neuen Kalenderjahr übergibt der Kanton die Verantwortung der Integration von Ausländern an die Gemeinden. Dank dem heute bestehenden Kultur- und Integrationszentrum hat sich Glattfelden während den vergangenen Jahren ausgezeichnet auf diese neue Herausforderung vorbereitet. Allerdings gefährden potenzielle Umstrukturierungen und damit verbundene Leistungsreduktionen den erarbeiteten Status. Würde die neue Aufgabe an eine externe Stelle, wie beispielsweise die Asylorganisation Zürich (AOZ), vergeben werden, ist mit hohen Kosten bei geringerer Leistung zu rechnen. Heute ist Glattfelden ein Vorbild für andere Gemeinden und möchte dies auch bleiben.
Kann es sich unsere Gemeinde leisten, Sitzungen anzusetzen und Entscheide zu treffen, ohne den Einbezug mitverantwortlicher Personen? Kann sie es sich leisten, das gemeindeeigene funktionierende Kultur- und Integrationszentrum durch eine Firma beurteilen zu lassen, bei welcher der eigene Gemeindeschreiber in der Geschäftsführung sitzt? Und: Kann sie es sich leisten, den Untersuchungsbericht unter Verschluss zu halten und lediglich eine To-Do-Liste herauszugeben?
Bei allem Respekt – wir glauben: Nein!
Hanna Kägi
(Gründungsmitglied des Vereins Dorftreff, Mit-Initiantin Deutschkurse Glattfelden)
Barbara Klaus
(Gründungsmitglied des Vereins Dorftreff, ehemalige Präsidentin des Vereins IG-Kultur Glattfelden)
Christian Ulrich
(Mitglied des Stiftungsrats der Stiftung Gottfried-Keller-Zentrum/GKZ, Präsident der GKZ Kulturkommission)
