Glattfelder Kirchen bieten Alternativprogramme

| Karin Steiner

Da sämtliche Gottesdienste und Veranstaltungen wegen der Corona-Epidemie ausfallen, haben sich die Kirchen mit grossem Einsatz einiges einfallen lassen, um ihre Mitglieder auf verschiedenen Kanälen zu erreichen.

«Uns hat die Corona-Krise natürlich existentiell getroffen», sagt Christhard Birkner, Pfarrer der reformierten Kirchgemeinde. «Ein erster einschneidender Beschluss der Kirchenpflege betraf die Absage des Oekumenischen Suppentages am 8. März 2020. Im weiteren Verlauf haben wir das kirchgemeindliche Leben gemäss den Vorgaben des landeskirchlichen Krisenstabes angepasst und nun drastisch eingeschränkt.» Es finden keinerlei Veranstaltungen statt. Einzige Ausnahme wären Abdankungen im engsten Familienkreis auf dem Friedhof, was aber bisher noch nicht stattfand. Der Kontakt mit und unter der Kirchenpflege und den Mitarbeitern findet dank funktionierender Infrastruktur telefonisch und per Internet statt.

 

Der Kontakt zu den Mitgliedern wird auf verschiedenen Kanälen gepflegt. «Wir haben 200 Briefe verschickt an ältere Menschen, von denen ich annehme, dass sie nicht das Internet nutzen. Es gab viele Rückmeldungen.» Christhard Birkner, der seit zwölf Jahren in Glattfelden als Pfarrer amtet, kennt viele Menschen persönlich und kontaktiert einzelne auch telefonisch oder brieflich.

Die Kirche ist offen

Mit Beginn der behördlichen Einschränkungen wurde die «Offene Kirche» eingerichtet. Von 9 bis 18 Uhr ist sie geöffnet und geheizt. Es läuft Musik und eine täglich wechselnde Projektion von meditativen Bildern mit Psalm- und Segensworten, die zum Innehalten einladen. Ebenso steht auf einem kleinen Tisch neben einer LED-Kerze und einem Korb, in dem Kärtchen mit Mutmach-Sprüchen zum Mitnehmen liegen, auch ein Schild mit Christhard Birkners Telefon-Nummer, die rund um die Uhr besetzt ist. An der Kirchentür hängen Hinweis-Flyer mit den offiziellen Corona-Schutz-Massnahmen gut platziert. «Die ausschliesslich von Einzelpersonen in Anspruch genommene Kirche hat uns bis jetzt noch nicht gezwungen, einschränkende Regelungen für Kirchenbesucher zu organisieren.»

Nachbarschaftshilfe funktioniert

Im letzten «Glattfelder» wurde ein Nachbarschaftshilfe-Angebot publiziert. Mit Erfolg: «Eine schöne Erfahrung war das Telefon eines jungen Studenten, der mir anbot, dass er gern älteren Menschen als Hilfe beim Einkaufen zur Seite stehen will. Auch bot er die Mithilfe seiner Freunde an. Daneben erhielt ich noch weitere Hilfsangebote. So konnte ich bereits Hilfesuchende und Helfer in Verbindung bringen.»

 

Zudem gibt es ein Angebot für spirituelle Bedürfnisse. Täglich um 12 Uhr ist Christhard Birkner in der Kirche, um das «Unservater» zu beten. Ein kleines Video zum 12-Uhr-Mittagsgebet finden Interessierte auf der Website «kircheglattfelden.ch» oder auf Youtube unter www.youtube.com/watch?v=p9iyBolgZS0.« Dieses Gebet wird von Gemeindegliedern als Form des «Miteinander-Verbundenseins im Gebet» genutzt und geschätzt. Zweimal hatte ich auch schon «Mitbeter» beim 12 Uhr-Gebet, die einen seelsorgerlichen Kontakt suchten», so Christhard Birkner.

 

Ein Angebot gibt es auch für Kinder und Jugendliche: «Unsere Katechetin Carmen Mausse hat nach Rücksprache mit Eltern ihrer Schülerinnen und Schülern des kirchlichen Unterrichtes im Vorraum unserer Kirche zwei Boxen deponiert. Dort können ihre Schülerinnen und Schüler kleine Päckchen holen, die ihnen mit kurzweiligen Ideen und Aufgaben helfen sollen, die Langeweile zu bewältigen.»

Katholische Kirche ist offen

Auch die Katholische Kirche ist für ein persönliches Gebet weiterhin geöffnet. Allerdings dürfen sich nur fünf Menschen gleichzeitig im Innenraum befinden. Es stehen gratis Opferkerzen zum Entzünden bereit. Für private Gebetsanliegen gibt es eine Fürbittbox. Die Anliegen werden in privaten Eucharisiefeiern vor Gott getragen. Auf das Wochenende hin liegen die Texte mit einer Sonntagspredigt in der Kirche auf. Sie werden auch auf der Homepage veröffentlicht oder per Post zugeschickt. Zudem ist jeweils dienstags von 14 bis 15 Uhr ein Seelsorger in der Kirche anwesend (ohne Osterdienstag).

 

Das Seelsorgerteam steht auch telefonisch zur Verfügung. Das Sekretariat ist bis zum 30. April täglich vormittags unter Telefon 044 867 21 21 erreichbar und vermittelt die Gespräche. «Es gibt täglich mehrere Anrufe der besorgten Menschen», sagt Pfarrer Stanislav Weglarzy. «Gerne nehme ich mir jeden Tag die nötige Zeit für alle, die mich anrufen.» Bei ihm besteht auch die Möglichkeit für telefonische Beichtgespräche.

 

Hausbesuche dürfen nur noch in Notfällen durchgeführt werden. Diverse Veranstaltungen werden verschoben, zum Beispiel die Erstkommunion auf den 12. September und die Firmung auf Januar 2021. Kinder werden voraussichtlich erst wieder ab dem 19. April getauft.

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