Afrika, die Ressource

Glattgedanken

| Christian Ulrich

Der Beitrag der SRF-Tagesschau vom 6. September zum ersten Klimagipfel der afrikanischen Regierungs-Chefs in Kenia gab mir zu denken. Ein dringend notwendiges Treffen angesichts der Tatsache, dass der vergangene Sommer 2023 weltweit der heisseste war seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 80 Jahren. UN-Generalsekretär António Guterres nahm auch an diesem Treffen teil und sagte u.a. Folgendes: «Die G20-Länder (wichtigstes Forum für internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit) sind verantwortlich für 80 Prozent der Emissionen, unter denen wir weltweit leiden. Aber – von den 20 Ländern, die am meisten unter dem Klimawandel leiden, sind 17 in Afrika.» - Eine Feststellung von ungeheurer Tragweite!

 

Während drinnen ernsthaft diskutiert wurde, demonstrierten vor dem Tagungsgebäude Hunderte mit Plakaten und Transparenten, auf welchen auf Englisch zu lesen war: «Stoppt das neokolonialistische Gerangel um Öl und Gas in Afrika!» - «Weniger reden – mehr handeln - für das Klima» - «Fossilfreies Afrika». Die Demonstrierenden forderten ein Umdenken. Afrika habe viel Sonne, somit das Potential, der Kontinent für grüne Energie zu werden, sofern das Transportproblem gelöst werden könne.

 

Afrika kann die Rolle als Ressource nicht ablegen. Ende des 15. Jahrhunderts installierte Portugal eine erste Handelsverbindung zu afrikanischen Gold-Zonen und im gleichen Zeitraum kamen die ersten Sklaven aus Schwarzafrika. Die europäischen Kolonialmächte betrieben keine faire industrielle Kolonialwirtschaft, sondern beuteten die Länder aus. Das Gerangel um die lukrativsten Geschäfte gipfelte im I. Weltkrieg. Und heute? Heute liefert Afrika junge, verzweifelte Menschen ohne Zukunftsperspektive, die zu Tausenden Westeuropa überschwemmen. Eine späte Kolonialware, um die es kein Gerangel mehr gibt. Im Gegenteil!

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