Lockrufe aus Amerika ziehen immer noch

Trios Pétillant im GKZ

| Koni Ulrich

Der Ausflug des Trios Pétillant an den Broadway und in die doch ziemlich in die Jahre gekommene Musicalwelt Amerikas hat eingeschlagen. Wiedermal die Aktualität hinter sich lassen und in das Bad von Emotionen der alten Amerikaner eintauchen, das wollten am Sonntag viele Glattfelder und sie kamen auf ihre Rechnung.

Im Saal spielt zwar das angekündigte Trio Pétillant mit der einheimischen Barbara Bohnert am Flügel, Myriam Hidber Dickinson an der Querflöte und der Sopranistin Daniela Eaton. Aber, es spielen und musizieren auch drei exzellente Musikerinnen, die abwechselnd auch als Duo oder Solistinnen performen. Bei ihrer gemeinsamen Reise durch die mehr oder weniger rührseligen, jedenfalls auf Schritt und Tritt emotionsgeladenen Geschichten der alten Amerikaner, bleibt kein Auge trocken. Zum Aufhellen gibt es «Put It On The Ritz» oder den «Wild Cat Blues», wo Dickinsons Flöte all ihre Register ziehen kann. Daniela Eaton zeigt diverse Male, dass sie, was ihre Stimme betrifft, durchaus auch das Zeug für die Oper hat. Sie kann den Saal auch ganz alleine ausfüllen, um gleich danach auf Sparflamme zu setzen. Immer subtil begleitet von der Pianistin, die davor ihrerseits ein längeres Solo hingelegt hatte. Dem männlichen Publikum im Saal ist es dann plötzlich nicht mehr ganz wohl, wenn die Sängerin auf der Suche nach «jemandem, der sie liebt», mitten in die Stuhlreihen wandelt. Den einen oder anderen fixiert sie für ein paar Sekunden mit den Augen, als müsste sie es sich wirklich überlegen. Ein Hauch von Spiel weht durch die Sitzreihen und vielleicht wünschte sich der eine oder andere mehr solcherlei spielerischer Einlagen.

Immer wieder: Liebe finden oder verlieren

Gefühle, die Suche nach der grossen Liebe und all die Fazetten des Abschieds oder der Versöhnung, diese Themen sind ja nicht von uns erfunden worden. Leonard Bernsteins und George Gershwins Stücke gehen mittlerweile auf die hundert Jahre zu und haben nichts an Aktualität eingebüsst. Wohl nicht zufällig wird gerade im Zürcher Theater 11 das Weltmusical «West Side Story» wochenlang vor vollen Rängen gespielt. Liebesgefühle ziehen sich durch die Jahrhunderte und prägen seit jeher die Welt der Melodien, um uns zu bezaubern und zu umnebeln. Und uns halt gelegentlich auch vorüber gehend in ein Loch zu reissen.

 

Ob das Geburtstagskind Daniela Eaton selber grad eher auf der Herzschmerz- oder der Schmetterlinge im Bauch-Seite ist, als sie überraschend mitten im Konzert eine Torte mit brennenden Kerzen überreicht bekommt, ist nicht bekannt. Dass sie die Kerzen dann aufs mal ausbläst, lässt eher auf das zweite schliessen. Zum Dessert im Programm folgen noch, trotz eisiger Temperaturen vor den Fenstern des Saals, «Summertime» und der Titel des ganzen, bäumigen Konzerts: «I Got Rhythm’» vom genialen Gershwin. Viele glückliche Gesichter sind beim Hinausgehen auszumachen und der Schreiber ist froh, dass unsere einstige Traumdestination Amerika, zumindest musikalisch und dank diesem berührenden Trio, endlich mal wieder punkten durfte.

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