Das unbekannte Zimbabwe, Teil 3

Mit dem Wohnmobil unterwegs

| Silvia und Beat Plüss

In unregelmässigen Abständen berichtet die Glattfelder Familie Plüss von ihrer Reise mit dem Wohnmobil (Womo) in Richtung Südafrika. Jetzt ist sie in Zimbabwe angekommen.

Polizeikontrollen

Vor den vielen Polizeikontrollen hat man uns gewarnt. Aber die Polizei winkt uns häufig einfach freundlich durch, nachdem sie uns als Touristen erkannt haben. Oft wollen sie ein bisschen Smalltalk machen. Es überrascht sie immer wieder, dass der Fahrer links sitzt denn in Zimbabwe ist Linksverkehr! Die Polizei steht so auf unserer Beifahrerseite. Beat fragt dann jeweils, ob sie mit dem Fahrer oder lieber mit dem „Boss“ auf dem Beifahrersitz reden möchten. Das Gelächter ist dabei vorprogrammiert! Im südlichen Afrika begrüsst man sich mit „how are you“. So auch die Polizei. Wir antworten dann jeweils mit „sehr gut“ und stellen aber fest, dass die Strassen ein bisschen viele Löcher hätten! Das sei halt Zimbabwe, kommt dann zur Antwort! Die Strassen sind sehr unterschiedlich, von gut bis katastrophal! Riesige bis zu 20cm tiefe Löcher sind nicht selten. Heisst man muss zick-zack fahren und aufpassen, dass man nicht über den ausgefransten Strassenrand fährt! Ein Durchschnitt von 50kmh auf Teerstrassen ist normal, einmal waren es lediglich 20kmh, und das über 50 km!

Tropenwald Chirinda Forest

Ein Abstecher führt uns in den südlichsten Tropenwald Afrikas, den Chirinda Forest. Leider ist die Zufahrt zum Camping fast zugewachsen und wir müssen zurück ins Tiefland fahren anstatt hier zu wandern. Bei einbrechender Dunkelheit kommen wir zur berühmten und fantastischen Birchenough Bridge. Erbaut wurde sie von Sir Ralph Freeman der auch die Harbour Brücke in Sydney konstruierte. Benannt ist sie nach dem damaligen Präsidenten Sir Henry Birchenough, dessen Asche in einem der Stahlpfeiler ruht. 100m nach der Brücke stoppt Beat am Strassenrand. Er will einen vermeintlich eingeklemmten Stein im Reifenprofil entfernen. Aber hoppla, das ist kein Stein, das ist eine 10mm Schraube! In der Dämmerung wechseln wir das Rad und müssen danach noch 10 km im Dunkeln zum Camp fahren. Kein Vergnügen, denn die Autos sind meistens schlecht oder gar nicht beleuchtet und Fussgänger hat es auch auf der Strasse.

Zuckerrohrplantagen

Im Tiefland ist es deutlich wärmer und wir erreichen riesige Zuckerrohrplantagen. Bei einem Golfclub können wir übernachten. Wie üblich haben wir während der Fahrt in unseren Fässern Wäsche gewaschen und hängen diese am Nachmittag hinter dem Auto an unserem Wäscheständer auf. Welch eine Überraschung am Morgen! Die Wäsche ist voll von verbrannten Rückständen! Die Umweltverschmutzung ist enorm. Zum einen werden die Felder vor der Ernte abgebrannt, d.h. immer brennt es irgendwo, und die Zuckerfabriken sieht man von Weitem mit ihrem schwarzen Rauch. Dazu kommen noch die Autoabgase, die vor allem in den Städten schrecklich ist. Manchmal haben wir das Gefühl zu ersticken!

Zwangsenteignung

Während der Fahrt im Tiefland fällt uns das verwilderte Land und die Armut der Leute auf. Es ist trostlos! Um 1980 besassen 6500 „Weisse“ (rund 5% der Bevölkerung) 60% des Farmlandes. Nach der endgültigen Zwangsenteignung 2002, wurde das Land an städtische Zimbabwer verteilt die keine Ahnung von Landwirtschaft hatten und dementsprechend verwahrloste das Land. Drei Millionen Landarbeiter flohen in umliegende Länder, da sie kein Einkommen mehr hatten.

 

Ein Abzweiger südlich von Harare führt uns zurück in die Berge. Früher im Besitz der „Weissen“ gab es hier Tee-, Tabak-, Kaffee- und Fruchtplantagen. Überlebt haben nur einzelne. Die Herrenhäuser der „Weissen“ wurden beschlagnahmt und verfallen zunehmend oder reiche „Schwarze“ aus Harare bewohnen sie. Diese haben in den Wäldern auch Luxusvillen aufgestellt. Wir besuchen das 5***** Hotel „Leopard Rock“ mit Tennis- und Golfplatz. Vor ca. 100 Jahren hat eine Engländerin hier ein Guesthouse eingerichtet und als ihr Mann versehrt aus dem 2. Weltkrieg nach Hause kam, konnte er die Apfelplantagen nicht mehr bewirtschaften. So entschieden sie sich ein Hotel zu bauen mit Italienischen Kriegsgefangenen. 1953 hat hier auch Königin Elisabeth genächtigt. Heute essen wir im Speisesaal auf „dunkelweissen“ Tischtüchern einen Hamburger, das einzig Bekannte auf der Speisekarte! Das Hotel hat schon bessere Zeiten erlebt, obwohl der Rasen von schwarzen Frauen sitzend mühsam von Hand vom Unkraut befreit wird und die Gartenanlage sehr schön ist!

PS. Alle Zimbabwer die wir gefragt haben hat der Ausdruck „Schwarze“ keinen rassistischen Beigeschmack.

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