Das unbekannte Zimbabwe, Teil 4

Mit dem Wohnmobil unterwegs

| Silvia und Beat Plüss

In unregelmässigen Abständen berichtet die Glattfelder Familie Plüss von ihrer Reise mit dem Wohnmobil (Womo) in Richtung Südafrika. Jetzt ist sie in Zimbabwe angekommen.

Der wahre Reisende hat keinen festgelegten Weg, noch will er an ein Ziel.

Aber Murphys Gesetz verfolgt uns. Wieder stehen wir am Strassenrand mit überhitztem .Für uns ist dieser Spruch von Laotse ein Leitfaden und erhielt auf dieser Reise eine besondere Bedeutung. Überzeugt, dass auch schwierige Entscheide immer auch etwas Positives haben, entschieden wir uns die Reise abzubrechen und das Auto zu verschiffen.

Harare

Stundenlang erkunden wir Harare, eine lebendige interessante Stadt mit Hochhäusern, Strassenhändlern, löchrigen Trottoirs und sehr viel Verkehr. Autofahrer nehmen keine Rücksicht auf Fussgänger und die Abgase der Autos und der Holzkohlefeuer von den vielen Essständen erschweren das Atmen.

 

Und dann auf der Weiterfahrt passiert es! Wir stehen am Strassenrand mit einer Temperaturanzeige im roten Bereich und das Auto muss mit dem AA Zimbabwe (TCS) nach Harare zurückgebracht werden. Wir stehen auf der Einfahrt zu einer PW-Garage in einem Hinterhof und leben mit einer Grossfamilie zusammen. Sie haben eine improvisierte Küche, einen kleinen Schlafraum, eine Toilette und eine Dusche. Auf einer Feuerstelle wird der Abfall verbrannt und neben unserem Auto ist der einzige Wasserhahn. Ab und zu wird das Wasser von der Gemeinde für 2-3 Tage abgestellt. Den Lebensunterhalt verdient sich die Familie am Strassenrand mit zwei Karren gefüllt mit Süssigkeiten, Chips, Gemüse und Früchten sowie gekühlten Getränken.

Musa der Chefmechaniker und sein Mitarbeiter Daniel bauen den Zylinderkopf der vier Risse hat, unter freiem Himmel aus. Die ausgebauten Teile werden in der Garage eingeschlossen und das Werkzeug führt Musa im Kofferraum seines Autos immer mit. Da es in Zimbabwe keine neuen Ersatzteile gibt, baut Musa in einem Unfallauto die benötigten Ersatzteile aus und bei uns wieder ein. Gleichzeitig wird der Turbo in einer Werkstatt überholt, denn er verliert schon länger Öl.

Unsere erste Probefahrt geht zu einem Reifenhändler da wir bereits zum zweiten Mal eine Schraube eingefahren hatten. Aber oh Schreck, wir stehen erneut, denn der Motor ist blockiert. Musa organisiert den AA Zimbabwe und schon stehen wir wieder in der Werkstatt. Der Zylinderkopf wird wieder ausgebaut und in einer Werkstatt überholt und der Turbo geht zurück in die Werkstätte, denn er funktioniert nicht!

 

Endlich, nach 17 Tagen im Hinterhof fahren wir zur Grenze nach Sambia und übernachten direkt am Sambesi. Unglaublich, die Elefanten laufen 10cm an unserem Auto vorbei. Drei Meter vor unserer Eingangstüre schaut mich einer an, wedelt mit den Ohren und entschliesst sich dann doch die Nüsse aufzuheben und zu fressen! Auf dem Heimweg von der Bar sehen wir im Taschenlampenlicht ein grasendes Hypo nur 10m entfernt und die Hinterlassenschaften der Elefanten zeigen uns, dass sie auch nachts um unser Auto geschlichen sind!

Sambia

Unser nächstes Ziel ist Lusaka und ein wunderschöner Camping auf dem wir zum ersten Mal Reisende antreffen. Die Ungewissheit ob wir weiterfahren sollen in Gebiete mit noch weniger Infrastruktur beschäftigt uns sehr. Deshalb holen wir uns eine Zweitmeinung ein bei Dan. Er lobt den Motor aber der Turbo sei defekt. Nach dem Einbau eines neuen Turbos fahren wir mit einem guten Gefühl Richtung Tansania. Doch es kommt alles anders! Unterwegs bemerken wir, dass wir Oel verlieren und in den hohen Gängen haben wir nach wie vor „keinen Power“! Wir fahren zurück nach Lusaka und zu Dan. Die Undichtheit ist schnell behoben und wir entscheiden uns das revidierte Abgassteuerventil welches wir seit Südamerika mitführen, einzubauen damit der Turbo hoffentlich besser funktioniert.

Gleichzeitig entscheiden wir uns die Tansaniapläne zu begraben. Wir brechen die Reise ab und verschiffen das Auto nach Hause. Da planen wir eine „Generalüberholung“ des Autos.

Aber Murphys Gesetz verfolgt uns. Wieder stehen wir am Strassenrand mit überhitztem Motor und der AA Sambia bringt uns zurück zu Dan. Diesmal müssen zwei Wasserschläuche im Kühlkreislauf ausgetauscht werden. Endlich, nach weiteren 14 Tagen Werkstatt fahren wir 3000 km über Botswana, Johannesburg nach Durban. Der Verschiffungstermin ist rasch klar nur die Abwicklung des ganzen Prozederes ist „afrikanisch“! Der Verschiffungsort wird geändert, die Preisangaben sind unkorrekt, die Bezahlung ist nicht klar und unser Spediteur ist kaum zu erreichen. Schlussendlich stempeln die Behörden im Hafen noch unser Carnet de Passage (Dokument zur Einfuhr und Ausfuhr von Autos) falsch ab und reissen eine falsche Seite raus. Es braucht enorme Überzeugungskraft den Fehler so gut wie möglich zu beheben. Jetzt ist das Womo verladen und in einem Monat können wir es in Bremerhafen abholen. Nachdem am Flughafen dann auch noch unsere Kreditkarte von der ATM-Maschine eingezogen wird, sind wir happy Zürich gesund zu erreichen.

 

Und so sagen wir mit Gottfried Kellers Worten: Wenn man den Dingen ins Gesicht schaut und sie mit Aufrichtigkeit behandelt, so ist nichts negativ, sondern alles positiv. Wir planen bereits die nächste Reise!

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