Soweto

Mit dem Wohnmobil unterwegs

| Silvia und Beat Plüss

Zweimal hat uns Corona gezwungen die Südafrikareise zu unterbrechen aber jetzt sind die Reisetaschen wieder gepackt. Wir fliegen nach Südafrika zu unserem Auto das in Johannesburg eingestellt ist. Vor der Abreise müssen wir unsere Coronazertifikate zur Zertifizierung auf einer speziellen Website hochladen damit wir einen neuen, in den südafrikanischen Ländern lesbaren Code erhalten. Mein Zertifikat funktioniert einwandfrei. Das Zertifikat von Beat macht aus ihm automatisch Beatrix! Nach etlichen Versuchen klappt es am Reisetag! Und siehe da, in Südafrika müssen wir das Zertifikat bereits am Flughafen vorweisen.

Endlich wieder bei unserem Womo packen wir aus und fahren zum „SPAR“ um unseren Kaffee, gute Teigwaren und super Müesli etc. einzukaufen. Da unsere Tankanzeige noch immer nicht funktioniert, müssen auch unsere zwei Dieseltanks gefüllt werden. Damit können wir sicher 1000km fahren.

Soweto

Unser erstes Ziel ist ein Backpacker Hostel mit Campingplatz in Soweto (SOuthWEstTOwnship). Noch heute gilt Soweto mit seinen 4 Mio Menschen auf 170km2 als Synonym für den schwarzen Widerstand während der Apartheid. Der Zusammenschluss mit Johannesburg wurde erst 2002 vollzogen. Soweto ist voller Kontraste mit Millionären hinter massiven Mauern und Überwachungskameras sowie immer neuen Slums. Auch das grösste Krankenhaus in Afrika mit 3200 Betten und ein Fussballstadion für 92000 Leute stehen in diesem Stadtteil. Soweto ist weltweit die einzige Stadt mit zwei Nobelpreisträgern, Nelson Mandela und Desmond Tutu die beide an der gleichen Strasse lebten. Die 2. Ehefrau von Nelson Mandela, Winnie Mandela wohnte nach der Scheidung in einem grossen Haus, ebenfalls in Soweto. Unklar ist wie sie zu dem vielen Geld kam. Die ANC Flagge (African National Congress) flattert vor ihrem ehemaligen Haus.

Während einer 4-stündigen Tuktuk-Tour mit Philip besuchen wir Slums in denen keine Miete bezahlt werden muss, der Strom gratis ist und es Gemeinschaftstoiletten gibt. Wir spazieren durch die schmalen nicht geteerten Gassen in denen Familien in Backsteinhäuschen mit Autos leben aber daneben auch Familien in Blechhütten. Erfreulich ist, dass alle Bewohner in ihren kleinen Vorgärten fliessendes Trinkwasser haben.

Vor der Weltmeisterschaft 2010 wurden hunderte Wohnungen mit Toiletten, fliessendem Wasser usw. erbaut. Absicht der Regierung war, diese Wohnungen für Fr. 60.- pro Monat an die BewohnerInnen der Slums zu vermieten und anschliessend diese abzureissen. Die Slums aber sind gewachsene Communities mit einer grossen Solidarität und 50% Arbeitslosen. Selbst wenn man den Preis zahlen könnte, würde man nicht ausziehen. Deshalb stehen in unmittelbarer Nachbarschaft von Slums über 1000 Wohnungen seit 12 Jahren leer hinter Gittern und verwildern!

In einem „Blechhüttenbeizli“ essen wir mit Philipp und Einheimischen eine typische Mahlzeit. Zuerst müssen wir die Hände, da man mit den Fingern isst. Den Mais formt man in der Hand zu kleinen „Bällchen“ tunkt sie in die scharfe Sosse und isst es mit einem kleinen Rindfleischstückli. Lecker!

Ein beeindruckendes Projekt stellt uns Philipp danach vor. Fische werden gezüchtet und das Wasser mit dem Kot der Fische ist Dünger für das Gemüse das nebenan in Hochbeeten in Kieselsteinen angebaut wird. Das Wasser wird in einem Kreislauf zum Gemüse und wieder zurück zu den Fischen gebracht.

1976 beschloss die Regierung als Unterrichtssprache Afrikaans (ist für die Farbigen die Sprache der Unterdrücker) anstatt Englisch einzuführen sowie weniger Schulgeld für die farbige Bevölkerung zu bezahlen. Dies löste in Soweto massive Proteste aus. 15 000 SchülerInnen organisierten hinter dem Rücken der Eltern und der Lehrkräfte am 16. Juni 1976 eine Demonstration für „gleiche Bildung für Alle“. Ein grosses Polizeiaufgebot ging mit Hunden auf die Demonstrierenden los und schoss in die Menge. Dabei kamen 24 Kinder ums Leben. Ein Museum und eine Gedenktafel erinnern an diesen tragischen Tag. Der 16. Juni wird seither als nationaler Gedenktag gewürdigt.

Nachdenklich machen uns die „Apollolampen“, ein ca. 30 Meter hoher Mast mit Rundumleuchten. Überall in Quartieren mit farbiger Bevölkerung stehen sie. Zur Zeit der Apartheid galt eine Ausgangssperre sobald die Apollolampen brannten! Bis in die 90er Jahre war das die einzige Beleuchtung in Soweto!

Unglaublich ist auch,dass während der coronabedingten Stilllegung der Eisenbahnverbindung ins Stadtzentrum von Johannesburg (Arbeitsort vieler Menschen aus Soweto) die Fahrdrähte aus Kupfer gestohlen wurden. Seither steht die Bahn still.

 

Soweto hat uns in jeder Beziehung beeindruckt!

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