«Die Arbeit in Glattfelden behalten»

Neues vom Gewerbeverein Glattfelden

| Roger Suter

Der neue, verkleinerte Vorstand des Glattfelder Gewerbes will näher zu den Mitgliedern, zur Gemeinde, zu den Leuten. Und er hat geschafft, was anderen verwehrt wurde – eine Plakatwand an der Dorfstrasse.

Es ist nicht der sprichwörtliche Meilenstein, den der Gewerbeverein gesetzt hat. Doch die Plakatwand, die seit Kurzem linker Hand an der Dorfstrasse ausgangs Glattfelden Richtung Bülach steht, steht auch für einen Neustart im Verein: Sichtbar werden, Nutzen generieren, das gewerbliche Leben in Glattfelden (wieder)beleben. «Wir wollen das Eis brechen», umreisst es Präsident Martin Hartmann.

 

Er wurde zusammen mit seiner Vorstandskollegin Angela Wilhelm und dem Kollegen Alfred Müller an der letzten Generalversammlung gewählt – «im Juni oder Juli?» Das Wann genau scheint wenig zu bedeuten, denn der Wechsel hatte sich seit längerem abgezeichnet: Hartmanns Vorgängerin Irma Frei war ein Jahr länger geblieben, weil ihre «Abschieds-GV» wegen der Pandemie 2020 gar nicht stattfinden konnte. Zudem hörten im vergangenen Jahr weitere, ebenfalls langjährige Vorstandsmitglieder auf, teils altershalber, teils wegen Wegzuges. «Da entstand die Idee, den Vorstand zu erneuern», so Hartmann. Er sei mit sieben Personen zu gross dimensioniert gewesen. Bis zur GV 2021 waren sie zu fünft, im Moment sorgen sie zu dritt dafür, Glattfelden aus der «Corona-Lethargie» zu wecken: «Man hat sich dran gewöhnt, sich anderweitig zu beschäftigen», hat Hartmann festgestellt, «es kommen 20 bis 30 Prozent weniger Leute zu den Anlässen.»

 

In den kommenden neun Monaten wollen die drei ausprobieren, was funktioniert und was nicht: Kürzlich etwa die Lehrlingsprämierung («Der Glattfelder» berichtete) oder den Neujahrs-Apéro, der vor der Pandemie jeweils recht gut besucht war. «Wir wollen verschiedenes anschieben und dann Bilanz ziehen», ergänzt Kassier Fredy Müller.

Vor 30 Jahren Chance verpasst

Neben Gesellschaftlichem und Kontakten sollen die Vereinsmitglieder aber einen weiteren Nutzen haben: Der Gewerbeverein will bei der Gemeinde eine aktuelle Liste aller Handwerkerinnen und Dienstleister deponieren, die stets à jour gehalten wird. Ein Treffen mit den Verantwortlichen ist in Vorbereitung. «Wir haben kein politisches Ziel, sondern wollen gute Kontakte schaffen», sagt Hartmann. Ein guter Austausch sei das allerwichtigste. Dazu gehöre auch, bei ausgeschriebenen Arbeiten noch mehr mitbieten zu können. «Dann können wir Arbeiten in Glattfelden behalten.»

 

Nicht mehr rückgängig machen lässt sich, dass wachsende Firmen im Dorf kaum Platz finden zum Expandieren: «Weil die Gemeinde vor 30 Jahren keine Gewerbe- oder Industriezone ausgeschieden hat, müssen erfolgreiche Firmen wegziehen», so Hartmann. Aber dieses Rad könne man nicht zurückdrehen; man müsse sich stattdessen um die vielen Einzelfirmen und Kleinunternehmer kümmern. Da gebe es durchaus noch Potenzial.

 

Ganz konkreten Nutzen bietet der Gewerbeverein mit der eingangs erwähnten Plakatwand: Sie bietet Mitgliedern, aber auch Vereinen eine Gelegenheit für Werbung in eigener Sache, die es bisher nicht gab. An der Autobahn sind Plakate und Transparente verboten, und auch auf öffentlichem Grund wird das restriktiv gehandhabt; die Vereinigung Glattfelder Ortsvereine ist mit demselben Anliegen abgeblitzt. Da fand Hartmann, auf seinem Privatgrundstück müsste das doch möglich sein. Und tatsächlich: Für 100 Franken pro Woche (für Mitglieder, 120 Franken für Dorfvereine, 200 für Externe) kann man dort sein Geschäft, seine Aktion oder seinen Anlass wochenweise prominent bewerben. Nötig ist eine einfache Online-Buchung und das Bereithalten des Textes oder Sujets, selbst das Herstellen des Transparents wird vom Verein organisiert.

Die «Neuen»

Die neuen Vorstandsmitglieder sind grösstenteils alteingesessene Glattfelder Gewerbler und Dienstleistende. Martin Hartmann hat vor 20 Jahren zusammen mit Marcel Meier die Schreinerei Hartmann Meier GmbH gegründet. Sie kümmert sich nicht nur um Neu- und Umbauten, sondern übernimmt neben der Ausführung auch Beratung, Planung und Koordination. Der 53-jährige beschäftigt an zwei Standorten 6 Personen; eine Projektleiterin sowie fünf Schreiner, davon einer in Ausbildung. In Glattfelden befinden sich das Büro und das Lager, in Wallisellen die Werkstatt.

 

Angela Wilhelm bietet mit ihrer Einzelfirma VPA Service & Consulting seit 3 Jahren als Selbständige administrative Unterstützung für KMU und Private in Sachen Verkauf, Marketing, Eventplanung, Protokollen und vielem mehr – oder einfach alles, was die Kunden nicht selber machen wollen. Dabei profitiert die 50-Jährige von ihrer Erfahrung als Assistentin von CEOs. Neben ihrem 60-Prozent-Pensum ist sie Mama.

 

Alfred Müller besorgt seit 20 Jahren Buchhaltungen und Jahresabschlüsse, berät in Steuerfragen und hilft bei Gründungen und Erbteilungen. Zuvor war er Abteilungsleiter Rechnungswesen verschiedener mittlerer und grösserer Firmen. Der eidgenössisch diplomierte Buchhalter und Treuhänder, der auch Hausbesuche macht, hält sich stets auf dem neuesten Stand. Nun bereitet der 67-Jährige den Generationenwechsel in seiner Firma in einigen Jahren vor. «Ein Wechsel belebt immer – auch unseren Gewerbeverein.»

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