Entweder - oder

Glattgedanken

| Christian Ulrich

Vor 50 Jahren war ich in Italien mit einem Motorrad der italienischen Marke Moto-Guzzi unterwegs. Während die Motorräder damals ausser einem Tacho mit Kilometerzähler und einem Drehzahlmesser keine weiteren Instrumente besassen, hatte meine 700er Guzzi eine Neuigkeit zu bieten: Eine Kontrollleuchte fürs Motorenöl. Wenn’s leuchtet, hat’s zu wenig Oel! Beim ersten Leuchten kontrollierte ich den Oelstand, aber der war normal. Ich fuhr trotzdem zur Guzzi-Werkstatt, denn irgendetwas konnte ja nicht stimmen. Der Mechaniker dort hielt aber wenig von der technischen Neuerung, belächelte sie und sah sich durch die Fehlanzeige bestätigt. Er empfahl, die Leuchte einfach zu ignorieren, aber mit dem Messstab den Oelstand im Auge zu behalten.

 

Vor einigen Tagen leuchtete auf dem Display meines Autos plötzlich ein Zeichen auf, das ich noch nie gesehen hatte. Ich las im Handbuch, dass es anzeige, wenn ein Reifen zu wenig Luft habe oder kaputt sei. Einen „Platten“ hatte das Auto aber nicht und liess sich auch ganz normal fahren. Aber irgendetwas konnte ja nicht stimmen (siehe Guzzi), also fuhr ich in die Garage, wo mein Fahrzeug gewartet wird.

 

Der Mechaniker dort stellte fest, dass der Luftdruck der Reifen in Ordnung war. Dann holte er einen Laptop, setzte sich auf den Fahrersitz und verkabelte sich mit der Fahrzeugelektronik. Ziemlich schnell hatte er herausgefunden, dass der Reifensensor zu sensibel eingestellt war. Womöglich hatte man ihn beim Wechsel auf die Sommerräder nicht neu justiert. Er korrigierte die Einstellung. Das Signet verschwand vom Display und ich konnte beruhigt nach Hause fahren.

 

Fahrenderweise hinterfragte ich solche neuen Helferlein. Wenn’s leuchtet, gibt’s immer zwei Möglichkeiten: Entweder ist am Fahrzeug etwas nicht in Ordnung, oder aber an der Elektronik.

 

 

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