Sophie Scholl zum 100.

Glattgedanken

| Christian Ulrich

Vor 100 Jahren, am 9. Mai 1921, wurde sie in Forchtenberg in Baden-Württemberg geboren und am 22. Februar 1943 in München mit dem Fallbeil hingerichtet, zusammen mit ihrem Bruder Hans Scholl und Christoph Probst. Die drei hatten den Kern der Widerstandsgruppe „Weisse Rose“ gebildet und vor der „Verknechtung Europas durch den Nationalsozialismus“ gewarnt.

 

Sophie war das zweitjüngste von fünf Scholl-Kindern. Die anfängliche Begeisterung ihrer älteren Geschwister Inge und Hans für die Nazi-Organisationen HJ und BDM färbte zuerst auch auf sie ab. Als ihr vier Jahre älterer Freund Fritz im September 1939 als Berufsoffizier an die Ostfront geschickt wurde, begann ihre Meinung zu kippen. Sie schrieb ihm: „Ich kann es nicht begreifen, dass nun dauernd Menschen in Lebensgefahr gebracht werden von anderen Menschen. Ich kann es nie begreifen und ich finde es entsetzlich. Sag nicht, es ist für’s Vaterland.“

 

Ausschlaggebend für die ersten Aktivitäten der „Weissen Rose“ war die katastrophale Niederlage der Wehrmacht bei Stalingrad. In ihrem letzten Flugblatt, welches Sophie und Hans Scholl am 18. Februar 1943, am Tag ihrer Festnahme, an der Uni München auflegten, hiess es: „Auch dem dümmsten Deutschen hat das furchtbare Blutbad die Augen geöffnet, das sie im Namen von Freiheit und Ehre der deutschen Nation in ganz Europa angerichtet haben und täglich neu anrichten. (...) Studentinnen! Studenten! Auf uns sieht das deutsche Volk! Von uns erwartet es, wie 1813 die Brechung des napoleonischen, so 1943 die Brechung des nationalsozialistischen Terrors aus der Macht des Geistes.“ Wahrscheinlich aus Übermut warfen die beiden den letzten Stapel Flugblätter von oben in den Lichthof. Dadurch wurde der Hauswart auf die beiden aufmerksam, liess sofort die Aussentüren der Uni schliessen und rief die Gestapo an.

(Quelle: F. Breinersdorfer: „Sophie Scholl – Die letzten Tage)

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