Nur knapp dem weissen Tod entronnen

Glattfelden anno dazumal

| Yvonne Russi

Drei Mitglieder der Ski-Riege des Turnvereins Glattfelden, Wieger van Eyck, Bruno Nussbaumer und Lydia Schulthess versetzten im April 1958 unser Dorf in Sorge. Denn sie kehrten von einer Skitour nicht wie geplant zurück.

Der Ski Alpin Sport war bereits in den frühen 50er-Jahren bei der aufstrebenden Glattfelder Nachkriegsgeneration sehr beliebt. Wenn immer nur möglich wurden sogar bei uns im Dorf am Laubberg Skirennen veranstaltet, Ski-Chilbis auf der Schwägalp gefeiert und auch an Skiwettkämpfen in den Bergen teilgenommen. Ein 10. Platz unserer Ski-Riege an einem eidgenössischen Mannschaftswettkampf in Andermatt dokumentierte auch den sportlichen Erfolg der Vereinsmitglieder. Nebst Bruno Rossi, welcher von den im 2. Weltkrieg stationierten Soldaten mit dem Ski-Virus infiziert wurde, zeichnete sich Wieger van Eyck für viele Glattfelder-Skiaktivitäten verantwortlich. Dies ist insofern erstaunlich, assoziiert man mit dem niederländischen Namen van Eyck in erster Linie weder Berge noch Glattfelden.

Der gebürtige Holländer Wieger van Eyck wuchs in Davos auf, was sicher seine Verbundenheit zu den Bergen begründete. In Glattfelden führte der Auto- und Motorradmechaniker im Haus zur Lilie, in den heutigen Räumlichkeiten der Hedinger-Motos, eine kleine Werkstatt und kümmerte sich so um die zwei- resp. vierrädrigen Untersätze der Dorfbewohner.

120 Stunden vermisst

Seine Liebe zu den Bergen wurde ihm am Osterwochenende im Jahre 1958 beinahe zum Verhängnis. Wie auch dem Glattfelder Buch zu entnehmen ist, führte ein unerwarteter Wetterumsturz während einer Skitour auf dem Vorabgletscher bei Flims für ihn, für die in Stadel wohnhafte Glattfelder Lehrerin Lydia Schulthess und für den Glattfelder Bruno Nussbaumer zu einem Horrorerlebnis. Die Bergtruppe der Skiriege verloren innerhalb von Minuten die Orientierung und konnten sich nur retten, indem sie sich an Ort und Stelle in den Schnee eingruben. Im engen Iglu gefangen und nur mit wenig Früchten ausgestattet wartete das Trio auf Wetterbesserung. Doch diese liess auf sich warten. Fünf Tage und fünf Nächte hielt der Schneesturm seine Opfer gefangen.

Alarmierte Rettungsmannschaften fanden absolut keine Spur der Vermissten und mussten die Suchaktion drei Tage später wieder abbrechen. Erst eine Wetterberuhigung am fünften Tag ermöglichte es den Eingeschlossenen, sich zu befreien und mit letzter Kraft zur Nagienshütte (2200 m.ü.M) abzusteigen, wo sie telefonisch Hilfe anfordern konnten.

Familie, Verwandte und Freunde sorgten sich in Glattfelden um die drei vermissten Berggänger. Skiriegen-Obmann Bruno Rossi stellte ebenfalls eine Suchmannschaft zusammen. Doch glücklicherweise kam zeitgleich die freudige Botschaft per Telefon, dass die drei Vermissten, wenn auch entkräftet, in der Berghütte aufgetaucht seien.

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